Weg-Wort vom 27. November 2008
Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er lagert mich auf grünen
Auen, er führt mich zu stillen Wassern. Er erquickt meine Seele. Ps. 23 1-2
Gott führt uns an Orte an denen die Seele sich erholen kann. Gott führe uns
auf dem rechten Weg, dorthin wo uns nichts mangelt, heisst es dann weiter.
Solange die Tage und Wochen in unserem Sinn verlaufen, haben wir kaum Anlass
über göttliche Führung nachzudenken. Solange das Leben gelingt, sind mit
Gott einverstanden. Was aber, wenn wir in Konflikte geraten oder wenn
Menschen uns zu tragen geben? Dann wird es schwierig auch darin Gottes
Führung zu erkennen.
Viel eher machen wir dann Andere für das Missgeschick verantwortlich; wir
suchen nach dem Schuldigen für unser Leiden. Bis wir einsehen, dass Gott uns
auch mit negativen Ereignissen führen kann, brauchen wir manchmal viel
Zeit.
Wir begegnen dieser Form seiner Führung dort, wo wir auf dem Lebensweg nicht
voran kommen. Dann hilft es sich der Frage zu stellen: Worauf will Gott
mich aufmerksam machen, wenn ich wiederholt dem Neid begegne oder wenn ich
heftig abgelehnt werde?
Die Frage nach dem, was das eigene Verhalten bei Mitmenschen auslöst, kann
da weiterhelfen. Denn auch wenn wir uns als Opfer in der Sachebene
verstehen, so können wir auf der Beziehungsebene gleichzeitig Täter sein.
Ein Konflikt könnte dann also auch ein Hinweis darauf sein, dass es mit dem
eigenen Respekt vor dem Anderssein der Mitmenschen hapert. Denn man kann
auch mit hohen Idealen und gut gemeinten Ratschlägen andere bedrängen.
Menschen wehren sich dann eben dort, wo sie können.
Gott führt uns auch in Situationen in denen wir Demut und Dankbarkeit üben
können. Kürzlich machte mir ein heftiger Virenbefall bewusst, wie rasch die
eigenen Pläne durcheinander geraten können. Mein sonst so zuverlässiger
Körper streikte plötzlich.
Aber gerade als ich so hilflos war und die Kräfte mich verlassen hatten,
durfte ich auch Wunderbares erfahren. Das war die Zuwendung, und die
liebevolle Fürsorge der Menschen, die für mich da waren. So wies Gott mich
unvermutet auf die Personen hin, die für mich wichtig sind. Mir wurde auch
deutlich bewusst, wie viel Kraft und Trost das Mitgefühl anderer in einem
solchen Moment bedeuten kann.
Auch mit einem Virus kann Gott uns zu der Aue lenken, wo die Seele sich
erneuert.
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche