Weg-Wort vom 16. Oktober 2008
Mit welcher Gabe soll ich vor den Herrn treten, mich beugen vor dem Gott in
der Höhe? ( Micha 6,6)
Das fragt der Prophet Micha. Er warnte die Stadtbewohner Israels vor
nahendem Unheil. Wie kann man Gott milde stimmen, wenn die Krise da ist,
wenn alles zu zerfallen droht.
Micha stellt die rhetorische Frage nach der rechten Opfergabe. Und rasch
stellt er fest, was Menschen Gott opfern, Tiere, ja sogar das Blut des
Erstgeborenen, wird keine Wirkung zeigen. Nur die Rückkehr zur
gottesfürchtigen Lebensweise wird die Menschen aus ihrer Misere retten.
Nämlich: Nichts anderes, als Recht zu üben und Güte, zu lieben und in
Einsicht mit dei-nem Gott zu gehen. (Mi 6.8)
Micha ruft die Leute auf, sich wieder Gott zuzuwenden. Im Namen Gottes fragt
er die Stadtbewohner: Sind im Haus des Ungerechten noch immer Schätze des
Unrechts?
Micha wendet sich gegen die Reichen, die ihr Geld mit trügerischen Gewichten
erlangt haben und voller Gewalttat seien und für welche die Wahrheit dehnbar
ist.
Der Stadt prophezeit Micha Schreckliches, wenn die Menschen sich nicht
verändern. Die Bewohner der Stadt werden nie genug haben, obwohl sie essen;
sie werden auch nicht bewahren, was sie hinwegschaffen; was sie säen, werden
sie nicht ernten; was sie keltern, nicht geniessen können. (6,14) Das Unheil
kommt über die Leute, weil sie nach den Gesetzen der Raffgier leben und den
Herrn vergessen haben.
Dann beklagt Micha die kommenden kargen Zeiten des Unheils. Dann sind die
Richter korrupt und von der Gier getrieben in ihren eigenen Sack zu
scheffeln. So geht das ge-genseitige Vertrauen verloren, keiner glaubt mehr
dem Wort des andern. Der Zorn Gottes ist darin erkennbar, dass die
Gesellschaft zerrüttet wird.
Bessere Zeiten folgen erst dann, wenn sich die Menschen untereinander wieder
gegensei-tig mehr Sorge tragen. Wenn die Liebe regiert, dann wird der Herr
sich erbarmen, denn er hat Gefallen an der Gnade. Micha weist darauf hin,
wie man Krisen nachhaltig überwinden kann. Möge er gehört werden!
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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