Irgendwie fasziniert mich die Funktionsweise eines Virus, welches gar kein Lebewesen ist, sondern nur eine Eiweisshülle mit Erbinformationen drin. Das Virus dockt an bestimmte Zellen an, vervielfältigt sich darin und verbreitet sich auf diese Weise. Wenn die befallenen Körper funktionstüchtig sind, erkennen sie den Eindringling und entwickeln gegen ihn spezielle Antikörper, um sich zukünftig gegen ihn wehren zu können. Sie werden immun. Es ist eine erstaunliche Fähigkeit des Lebens schlechthin, auf Veränderungen zu reagieren, sich anzupassen und widerstandsfähig zu werden.

In Krisenzeiten ist nicht nur körperliche Widerstandsfähigkeit gefragt, sondern auch eine psychische. Auf Bedrohungen von aussen, auf Angst oder Panik gibt es mehr oder weniger hilfreiche Reaktionen. Förderliche Verhaltensweisen zu praktizieren stärkt, was Fachleute Resilienz nennen. Wir können besser mit schwierigen Situationen umgehen, werden gegen sie immun.

Was fördert psychische Widerstandsfähigkeit? Das Üben, zur Ruhe zu kommen und sich selbst wahrzunehmen wie in einer Meditation gehört dazu. Ebenfalls eine offene, neugierige und nicht wertende Haltung, welche die Dinge entspannt angeht. Ein Gefühl der Verbundenheit zu pflegen hilft, nicht isoliert in dieser Welt zu stehen. Äusserst stärkend wirkt, Sinn in meinem Tun und Sein zu entdecken, und ebenso, tiefes Vertrauen in das Ganze, ein Gefühl des Aufgehoben Seins zu entwickeln. Es sind zugleich Elemente einer geerdeten Religiosität. All dies hilft, mit den Auswirkungen herausfordernder Situationen umzugehen, gegen sie sozusagen immun zu werden. Und das können wir im Moment gewiss brauchen.

© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
info@bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch
www.offene-tuer.net

https://www.bahnhofkirche.ch/weg-wort-abonnieren-abbestellen/