Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 20. November 2018
Erweiterte Sicht
Kürzlich durfte ich ein paar Tage in Breslau verbringen. Als Touristin unterwegs, bestaunte ich die Häuser, die Fassaden. Ich war fasziniert von der Stadt, von der ich zuvor so ziemlich gar nichts wusste. Ich besuchte Kirchen und liess mich kulinarisch in Restaurants verwöhnen.
Nicht lange unterwegs, entdeckten wir – durch Zufall, weil eine Touristin ein Foto machte – einen Zwerg am Boden. Eine Freundin blättert sofort in unserem Reiseführer. Ja, sie sind berühmt, die Zwerge von Breslau.
Warum und wie berichte ich morgen.
Unterwegs in der Gruppe der Freundinnen, schauten wir immer wieder nach oben. Bewunderten die Stadt und konnten uns schon bald anhand der Kirchtürme und des Rathauses in der Stadt zurechtfinden.
Doch die Zwerge haben uns eine neue Dimension eröffnet. Plötzlich wurde es wichtig, auch auf den Boden zu schauen, in Nischen und neben Treppen und Hauseingängen nach Zwergen zu suchen. Eine schöne, faszinierende, bewegende Blickerweiterung!
Stellen Sie sich vor, auch nach 2 Tagen in der Stadt, an Plätzen und Orten, die wir längst schon besucht hatten – fanden wir plötzlich doch noch einen Zwerg. Es gibt den Bettler, den im Bett schlafenden, einer am Laptop und einer am Bankomaten, die Feuerwehr ist unterwegs und die Kugelschieber. Vor dem Rathaus stehen einer mit einem Blindenstock und ein Hörbeeinträchtigter, ein anderer Zwerg sitzt im Rollstuhl. Sie machen auf dem Platz auf sich aufmerksam; für einmal sind sie nicht an den Rand (an die Wand) gedrängt. Hat man die Zwerge einmal entdeckt, sind sie nicht mehr zu übersehen, und unentdeckt bleiben sie bestimmt nicht!
Es lohnt sich, immer und überall die Augen offen zu halten, den Blick zu erweitern nach oben und unten, nach links und nach rechts und Kleines, Feines nicht zu übersehen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche