Weg-Wort vom 23. September 2009
Meine Hände
Ich schaue meine Hände an. Sie liegen offen vor mir auf den Knien. Ich
betrachte die Handflächen mit ihren Furchen und Linien. An meiner rechten
Hand habe ich eine lange Narbe von einer Verletzung, die ich mir schon als
Kind zugezogen habe. Ich lege die Fingerspitzen aufeinander und spüre den
Strom des Blutes unter der Haut, ich spüre das Leben, das in meinen Fingern
pulsiert.
Die menschliche Hand ist ein wunderbares, vielseitiges Werkzeug: ein
Greifarm, eine Schaufel, ein kräftiges Knetwerkzeug, eine feine Pinzette.
Hände können vieles tun: zupacken, abwehren, stützen, helfen, streicheln,
heilen, oder aber zuschlagen, wehtun. Der gestreckte Zeigfinger wirkt
bedrohlich und belehrend. Wenn wir die Faust im Sack machen, unterdrücken
wir unsere Wut. Eine offene Hand, die sich mir entgegen dargeboten wird,
erweckt Vertrauen.
Wir begrüssen uns mit einem herzlichen Händedruck. Je nach Temperament
drücken und schütteln wir uns die Hand oder wir halten sie dem anderen wie
einen schlaffen Waschlappen hin. Der Gebrauch unserer Hände sagt viel aus
über unseren Charakter und über unser Verhältnis zu den Mitmenschen, wie wir
auf andere zugehen, offen oder durch Berührungsangst gehemmt.
Jesus hatte keine Berührungsängste. Er legte den Kindern und Kranken die
Hände auf. Er berührte die Aussätzigen und Toten. Er fasste das tote Mädchen
bei der Hand und richtete es auf. Jesus wirkte nicht nur durch sein Wort,
sondern auch durch seine Hände. Seine Hände hatten die Macht zu trösten, zu
heilen, zum Leben zu erwecken.
Auch in unseren Händen stecken so viele helfende und heilende Kräfte. Wenn
wir jemanden mit einem warmen Händedruck begrüssen. Wenn wir einem
ermutigend die Hand auf die Schulter legen. Wenn wir jemanden herzlich
umarmen. Wenn wir ein Kind oder einen älteren Menschen an der Hand nehmen.
Wenn wir einem Mitarbeitenden hilfsbereit zur Hand gehen. Unsere Hände sind
so unterschiedlich und vielfältig. Und jede dieser Hände ist einzigartig und
kostbar.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch