Weg-Wort vom 17. Oktober 2007
Wir sind keine Sklaven Gottes! (Psalm 123)
Ich habe es nicht einfach mit dem lieben Gott! Er lässt mich im Stich! Nie
macht er das, was ich mir wünsche! Ich habe langsam genug von ihm! So klagt
die Frau bei mir. Sie lässt nicht von Gott, aber sie fühlt sich ihm völlig
ausgeliefert.
Ganz erstaunt ist sie dann, als ich sie frage, wie ihre Gebete aussähen.
Ich bete so: Lieber Gott, mache für mich
! Der arme liebe Gott! platzt
es aus mir heraus. Wenn alle so beten würden, dann hätte er doch arg viel
zu tun. Zum Glück hat er doch uns als Helfer! Ich bete so: Guter Gott,
schenk mir die Kraft, dass ich wo nötig mit anderen zusammen - tun kann,
was getan werden muss!
Sonst geht es uns wie den Menschen, von denen der Psalm 123 berichtet. Sie
erleben sich als Sklaven Gottes. Ganz genau beobachten sie ihren Herrn und
Gott und hoffen, dass er sich ihrer annimmt. Sie sind zum einen
dienstbereit, zum andern glauben sie aber auch Anspruch auf seine Hilfe zu
haben. Ausser der Benennung dieses Anspruches an Gott machen sie aber
nichts! Und sie beklagen sich, dass sie langsam zum Spott der anderen
werden: Hohn und Verachtung dieser feisten Angeber hängen uns zum Hals
heraus. (Ps 123.4)
Gott braucht also uns, unser Tun und Wirken. Wie heisst es:
Gott hat keine Hände, nur unsere Hände, um einen anderen Menschen zu
umarmen. Gott hat keine Augen, nur unsere Augen, um das Leid der Menschen zu
sehen. Gott hat keine Füsse, nur unsere Füsse, um zu einem Hilfsbedürftigen
hinzugehen. Gott hat keine Ohren, nur unsere Ohren, um das Klagen der Welt
zu hören. Gott hat keine Lippen, nur unsere Lippen,
um tröstende Worte zu sprechen.
Am Schluss sagt die Frau: Jetzt verstehe ich es: Wir brauchen Gott! Und
Gott braucht uns!
Mit freundlichen Grüssen
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Hauptbahnhof Zürich
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