Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 18. April 2017
Hat Gott mich noch lieb?
Verzweifelt schreit es aus ihr heraus, es wird laut. Wie viele Menschen
sehnen sich danach geliebt zu werden, geliebt zu sein. Sie müssen es aber
tausendmal gesagt bekommen und auch spüren. Wie gut tut da die Umarmung
eines lieben Freundes, wie geborgen ist man in den Armen von Mutter oder
Vater.
Nichtsdestotrotz die Frage bleibt. Sie bleibt an den Menschen kleben, die eh
schon einen rechten Sack mit sich herumschleppen: Seelischer Ballast. Er
haftet an und ist nur schwer abzuschütteln.
Die Frage bleibt: Hat Gott mich noch lieb, wenn ich so leiden muss, wenn
mich meine Sorgen, meine Ängste, mein Schmerz so drücken, dass sie mir fast
den Garaus machen, dass ich kaum mehr kann, weder atmen noch mich bewegen.
Hat Gott mich noch lieb, wie kann er dann zulassen, dass ich so leide.
Die Frau ist nicht die einzige, die so schreit, fragt, leidet. Generationen
von Menschen haben sich das vor ihr gefragt und werden es nach ihr fragen.
Wir wünschten uns einen Gott, der wie beim römischen Theater rettend
eingreift und alles zum Guten wendet. Es gibt jedoch keine Patentlösung auch
keine Patentheilung. Der Schmerz, das Leiden lässt sich nicht einfach mit
einem "Heile, heile Säge wegblasen". Es kann dazu kommen, dass wir wie Hiob
den Tag unserer Geburt verwünschen, dass wir den Eindruck haben, Gott habe
Ferien oder uns ganz vergessen oder klagen wie Jesus am Kreuz: "Mein Gott,
mein Gott, warum hast du mich verlassen."
Aushalten ist angesagt, dem Kummer und Schmerz die Stirn bieten und sich
nicht vertreiben lassen. Wenn wir das Blatt nicht wenden können, dann können
wir mit aushalten. Gottes Liebe zeigt sich dann wie die Liebe einer Mutter,
die ihr Kind auf den Schoss nimmt, und vor dem Schmerz nicht davonläuft.
Aushalten, da sein und dableiben.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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