Weg-Wort vom 14. Mai 2012
Die dritte Hand
Die dreihändige Maria nimmt im Kloster auf Athos eine besondere Stellung
ein. Die dritte Hand, eine Gabe des Dankes (Votivgabe), ist dem
ursprünglichen Bild seit unbekannter Zeit beigefügt. Diese dritte Hand -
wünschen wir uns die nicht alle ab und zu? Vor allem, es sind zwei rechte,
nicht zwei linke Hände. Für Rechtshändige eine gute Sache.
Eine Freundin meinte, bei zwei Kindern wäre die dritte Hand genial. Für
jedes Kind hätte sie dann eine Hand und mit der dritten könnte sie trotzdem
noch kochen und putzen. Auch ich wüsste ziemlich genau, was ich machen
würde, wenn ich eine dritte Hand hätte. Ich würde stricken und lesen, kochen
und putzen, alles gleichzeitig. Und das Schönste wäre dann, alle drei Hände
gleichzeitig ausruhen zu lassen, eine dreifache Erholung!
Wenn Sie drei Hände hätten, wie würden Sie sie einsetzten? Für was würden
Sie die dritte Hand gebrauchen? Würde es wirklich Stress abbauen helfen?
Die Hände sind das, was ich an meinem Körper am meisten betrachte, sie sind
praktisch immer vor meinen Augen. Meine Augen begleiten sie beim Arbeiten,
und auch beim Schreiben am Computer schaue ich auf die Tastatur und sehe
meine Finger über die Tasten hüpfen. Ich mag meine Hände und bin dankbar für
alles, wozu sie fähig sind und was sie tun.
Wäre eine dritte Hand tatsächlich so eine grosse Hilfe? Oder ist es gut,
dass wir nur zwei Hände haben? Die Verantwortung für unser Handeln mit zwei
Händen ist so schon gross. Hände brauchen für Zärtlichkeiten statt Schläge,
Hände offen hinhalten, statt zur Faust als Drohgebärde geballt, Hände zum
Geben und Empfangen benützen, Gutes tun mit unseren Händen, dazu reichen
auch zwei Hände. Auch zum Händefalten und Beten genügen zwei Hände.
Und Marias dritte Hand? Die Hand für uns? Die dritte Hand, die die uns
hilft, wenn unsere zwei Hände nicht ausreichen oder gebunden sind?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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