Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 9. Februar 2016
Gott trägt
Vor meinem inneren Auge sehe ich ihn ganz deutlich: Einen Propheten am Rande
der Verzweiflung. Er ringt um das Vertrauen der Israeliten. Er ringt um das
Vertrauen seines Volkes. Doch alle seine Mühe ist umsonst.
Die Menschen sind am Ende ihrer Kräfte und meinen, Gott habe sie verlassen.
Die Israeliten fragen sich, ob Gott ihr Leben überhaupt in seinen Händen
hält, ob er noch die Macht hat, darauf Einfluss zu nehmen? Sie haben alles
verloren: Ihre Heimat, ihre staatliche Sicherheit und vor allem ihr
Vertrauen darauf, dass Gott segnet. Bodenlos ist alles.
Der Prophet begegnet allen denen, die den Boden unter den Füssen verloren
haben, mit einem Einspruch. Er ist davon überzeugt, dass Gott die Menschen
in ihrer Verzweiflung nicht allein lässt und dass er die Kraft und Macht
dazu hat, ihr Schicksal zu wenden. Deshalb ringt er um ihr Vertrauen, will
ihnen Hoffnung für die Zukunft schenken. Er tut es nicht mit einfühlsamen,
tröstlichen Worten. Er zieht keine Samthandschuhe an. Nein, der Prophet
stimmt eine leidenschaftliche Überzeugungsrede an: "Wer hat mit der hohlen
Hand das Wasser gemessen und mit der Spanne seiner Hand den Himmel
abgemessen? Und wer erfasst mit dem Drittelmass den Staub der Erde und wiegt
mit der Waage die Berge und mit Waagschalen die Hügel?
Wer hätte den Geist des Herrn geprüft, und welcher Mensch wäre sein
Ratgeber, würde ihn unterweisen? Mit wem könnte er sich beraten, der ihm
Einsicht verschafft und ihn belehrt hätte über den Pfad des Rechts und ihn
Erkenntnis gelehrt hätte und ihm nun den Weg der Einsicht wiese?" (Jes
40.12-14)
Wer kann das alles? Die Antwort ist klar: Niemand. Nur Gott, der Schöpfer,
allein kann es! Dieses Wissen um die Stärke und die Macht Gottes ist eine
Lebenshaltung, eine Art und Weise, die Welt und das eigene Leben zu sehen
und zu verstehen. Ja, der Prophet hat Recht. Ich weiss, dass Gott stark und
mächtig ist und dass er uns durchs Leben trägt Tag für Tag und über so
manch erfahrenes Leid hinweg.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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