Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 22. August 2018
Strandkorbleben 2: Was machen wir heute…?
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der man nichts auf Strandurlaub gegeben hat: Im Urlaub ist man im Wald gewandert, hat Burgen und Schlösser besichtigt und ist auf Berge gekraxelt. Den ganzen Tag am Strand liegen – über diese Nichtstuer hat meine Mutter die Nase gerümpft. „Was machen wir heute?“, war das Motto für unseren Familienurlaub.
Vor ein paar Jahren erst habe ich den Urlaub am Strand entdeckt
und damit das blosse Sein. Wenn ich im Strandkorb sitze und mich umsehe, habe ich Menschen um mich herum, die den ganzen Tag nur eines tun: nichts. Im Strandkorb liege ich und sehe wie das Wasser an Land schwappt, ich rieche salzige Luft, ich höre wie die Möwen schreien, ich sehe wie Papas und Kinder Sandburgen bauen, und ab und zu fasse ich nach einem Buch oder döse und natürlich gehe ich zwischendurch mal zum Schwimmen oder hole ein Fischbrötchen an der Bude. Ich sammle ein paar Muscheln, die ich um den Strandkorb drapiere, dann sitze ich wieder darin und tue nichts. Es ist ungeheuerlich: Ich bin einfach und ich spüre alles und mich.
Ich habe sogar eine göttliche Legitimation für das Nichtstun: Sechs Tage lang hat Gott geschaffen, am siebten hat er geruht und damit sein Werk vollendet. Das Nichtstun ist die Vollendung.
Ich stelle mir vor, dass Gott in einem übergrossen Strandkorb sitzt und seine Schöpfung, also auch uns ansieht. Auf jeden Fall hat er den Strandkorb erschaffen, damit wir ruhen und auch so sein Ebenbild sind.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche

© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
info@bahnhofkirche.chwww.bahnhofkirche.chwww.offene-tuer.net
Das Weg-Wort als iPhone- bzw iPad-App:
http://itunes.apple.com/de/app/bahnhofkirche/id434629936?mt=1
Der Weg-Wort-App für die Android-Welt:
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.medialemon.bahnhofskirche