Weg-Wort vom 31. März 2008
Aus dem Glauben leben
Er würde ja gerne an das Gute im Menschen glauben! Aber das sei nicht seine
Erfahrung. Er könne schauen, wohin er wolle, überall sei es doch dasselbe:
Jeder sei nur sich selbst der Nächste. Die Christen seien da nicht besser,
obwohl sie immer von der Nächstenliebe reden.
Das Gespräch mit dem Mann gab mir zu denken. Er hatte so viele
Enttäuschungen erlebt mit Menschen, dass er niemandem mehr vertrauen mochte.
Ja, er war nicht mehr bereit, hinter das Vordergründige zu sehen, wer sie
vielleicht auch noch sind.
Was aber würde er erfahren, wenn er genauer und tiefer hinschauen würde,
wenn er offen und bereit wäre, die Menschen ganzheitlich wahrzunehmen, so
wie sie wirklich sind?
Wo würde er etwas von dem sehen und erleben, was Jesus in seiner Bergpredigt
(hier frei übersetzt von Klara Käser) denjenigen verheisst, die aus dem
Glauben an den liebenden Gott leben?
"Schaut, wie sie sich freuen, jene, die vor Gott nichts vorweisen müssen;
sie vertrauen darauf, dass er sie annimmt, wie sie sind.
Schaut auf jene, die aufrecht stehen, auch wenn sie traurig sind;
denn sie tragen eine unzerstörbare Hoffnung in sich.
Schaut, wie sich jene freuen, die darauf verzichten können, Druck auszuüben;
ihre Überzeugung ist echt, frei und gewinnend.
Schaut auf jene, die sich freuen, wenn es keine Sieger und Verlierer gibt;
sie haben etwas von Gottes Gerechtigkeit erlebt.
Schaut auf jene, die anderen verzeihen können;
denn sie sind glücklich, selber aus Gottes Barmherzigkeit leben zu dürfen.
Schaut, wie sie froh sind, die aus ganzem Herzen das Gute wollen;
sie entdecken jetzt schon überall Gottes Wirken.
Schaut, wie ruhig und gelassen jene sind, die sich für echten Frieden
einsetzen;
bei ihnen findet ihr ein Stück jener Geborgenheit, in der vieles gedeihen
kann.
Lobet Gott und danket ihm,
der trotz aller Widerstände von aussen und innen mit euch zusammen sein
will;
die Freude daran kann euch niemand nehmen."
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Hauptbahnhof Zürich
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