Weg-Wort vom 25. August 2009
Tiefer sehen
Unsere Blicke sind oft nur flüchtig, unsere Worte leichtfüssig und unser
Urteil über andere schnell festgelegt. Einander aber wahrnehmen, das braucht
Ruhe, Geduld und das tiefere Sehen. Erst wenn wir unter die Oberfläche
sehen, wenn wir mit den Augen des Herzens schauen, nehmen wir wirklich wahr,
was ist - sehen wir gut.
Wenn ich tiefer sehe,
lese ich die stumme Bitte
nach Verstehen in den Augen derer,
die ein glattes Gesicht tragen.
Wenn ich tiefer sehe,
entdecke ich, dass bei manchen
die äusserliche Sicherheit eine Fassade ist,
dass sie aber innen wie ängstliche Kinder sind.
Wenn ich tiefer sehe,
durch das aufgesetzte Lächeln hindurch,
dann merke ich, dass sie ihren Hunger nach Nähe verstecken.
Wenn ich tiefer sehe,
dann durchschaue ich das forsche Auftreten,
die glatten Worte, die gespielte Selbstsicherheit.
Ich sehe, dass sie Mauern um sich bauen,
aber danach dürsten, dass einer ihre Mauern
mit sicheren und liebevollen Händen einreisst.
Wenn ich tiefer sehe,
könnte ich andere so sehen,
wie ich von Gott gesehen werden möchte.
Dann wären wir verbunden miteinander
im stummen Bitten um Verstehen.
Und in unserer Angewiesenheit auf liebende Augen.
Helge Adolphsen
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Beat Schlauri, Susanne Wey
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