Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 20 Mai 2018
Das Fest von der Freude
Im Sommer sind unsere Dörfer und Städte eine einzige Festhütte: Dorffest,
Zürifest, Seenachtsfest, Street Parade, Gay Pride, und so weiter. Nicht alle
freuen sich an diesen Festen, den einen ist es zu laut, den anderen zu
schräg, wieder andere ärgern sich über das Verkehrschaos. Und doch, jedes
Fest ist Ausdruck einer Freude.
Am Pfingsttag feiern wir die Sendung des Heiligen Geistes. Die
Apostelgeschichte erzählt, dass das erste Pfingstfest an einen grossen
jüdischen Festtag gefeiert wurde, an Schawuot, dem Erntedankfest für die
Weizenernte. Pfingsten, durch die Geistsendung zum Geburtstag der Kirche
geworden und Erntedank sind eigentlich Gründe genug, ein Fest der Freude zu
feiern. Und doch waren damals die Menschen in Jerusalem bestürzt, denn jeder
hörte die Anhänger Jesu in einer anderen Sprache reden.
Nichtverstehen trübt die Freude, ob damals zu biblischer Zeit oder heute.
Wenn ich etwas nicht verstehe, fühle ich mich ausgeschlossen. Heute sind es
wohl vor allem Feste wie Street Parade und Gay Pride welche viele Menschen
nicht verstehen. Die laute Musik, die nackten Menschen, oder der Einsatz für
mehr Akzeptanz für Lesbische, Bisexuelle, Schwule oder Transgender Menschen
sind suspekt. Und doch gilt damals wie heute: Wem das Herz voll ist, dem
geht der Mund über.
Das Reden in fremden Sprachen, die Feuerzungen die auf die Jünger
herabkamen, das Brausen und der heftige Sturm, das alles sind nur Zeichen
für eine andere Wirklichkeit. Es geht nicht ums Reden in anderen Sprachen,
es geht darum, dass mit dem Geist Gottes eine neue Wirklichkeit unter den
Menschen möglich ist: Toleranz und Freude, Hoffnung und Zuversicht.
Auch unsere weltlichen Feste heute haben eine Botschaft: Toleranz und Freude
in einer Gesellschaft, die oft lieber ausgrenzt anstatt integriert.
Lassen wir uns anstecken vom Geist Gottes, der uns verheissen ist, damit
alle Platz haben am Fest der Freude.
.und: vergessen wir dabei den
gelegentlichen Blick nach oben nicht.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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