Weg-Wort vom 29.September 2006
Enttäuschung
Immer wieder gibt es Situationen im Leben, in denen wir uns mit
Enttäuschungen auseinandersetzen müssen. Wie gehen wir damit um? Schlucken
wir die Enttäuschung einfach hinunter oder lassen wir unsere Wut irgend
jemand spüren, der oder die uns gerade über den Weg läuft.
Sie sind sicher noch in guter Erinnerung, die enttäuschten Fussballer von
der Weltmeisterschaft in Deutschland in diesem Sommer, wenn sie
ausgeschieden sind.
Sie haben das sicher auch schon erlebt, da hat man sich etwas vorgenommen
und dann ist es nicht gelungen, man ist enttäuscht. Oder ich habe einem
Menschen vertraut und dieses Vertrauen wurde missbraucht. Ich bin
enttäuscht, ja, manchmal macht es mich sogar wütend?
In einem Büchlein habe ich folgenden Satz gelesen:
Enttäuschung ist nur dort möglich, wo Täuschung bestanden hat.
Deshalb ist Enttäuschung immer, so schmerzlich sie auch sein mag, ein
Schritt der Wahrheit entgegen, eine wertvolle Befreiung von Irrtum und
Illusion.
Zunächst hat mich das etwas verwirrt. Täuschung und Enttäuschung so nah
beieinander? Aber beim näheren hinsehen wurde mir klar, enttäuscht kann ich
nur werden, wenn ich mich einer Illusion hingebe.
Wenn ich aus einer Enttäuschung lerne, komme ich der Wahrheit näher und das
bringt mich weiter, als mit einer Wut zu reagieren. Ich lerne meine
Erwartungen nicht zu hoch anzusetzen und rechne damit, dass es nicht immer
so gelingt, wie ich mir das vorstelle, dann bin ich auch nicht enttäuscht
und kann freier meinen Weg weitergehen.
So wie zum Beispiel bei der heidnischen Frau, die zu Jesus kommt und um
Heilung für ihre Tochter bittet. Doch Jesus, weist sie mit dem Hinweis ab,
dass es nicht gut sei den Kindern Israels das Brot wegzunehmen. Sie aber
lässt sich nicht enttäuschen und sagt: Aber selbst Hunde bekommen von den
Brotresten, die vom Tisch ihres Herrn fallen. Worauf Jesus ihr antwortet:
Dein Glaube ist gross, es geschehe wie du willst. Ihre Tochter wurde
gesund.
Die Frau hat etwas gespürt von der Kraft und hat sich nicht abweisen lassen.
Der Glaube hat sie vor der Enttäuschung bewahrt.
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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