Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!

Ich bin ein Geschenk

Weg-Wort vom 6. August 2020

Was man in der Halle am HB Zürich nicht alles entdecken kann. In einer freien halben Stunde liess ich mich inspirieren von den Tattoos verschiedenster Leute. Da waren Frauen mit tätowierten Blumen und filigranen Schmetterlingen. Sie wollten wohl einen Hinweis auf die Schönheit und Leichtigkeit des Lebens geben. Männer mit Totenköpfen oder Raubtierfiguren möchten nicht als Angsthasen, sondern als starke Typen erscheinen. Das überraschendste Tattoo einer jungen hübschen Frau faszinierte mich und weckte mein Interesse.

Sie stand da in ihren kurzen Hosen und scherzte mit ihrer Freundin. Auf dem Oberschenkel hatte sie ein Geschenkband mit einer Masche eintätowiert. Was will sie damit zum Ausdruck bringen? Etwa die Botschaft: „Ich bin ein Geschenk!“ Soll dieses Tattoo ein wortloser Hinweis sein: „Ich bin wertvoll, ich bin liebenswürdig?“ Es reizte mich diese junge Frau anzusprechen und sie zu fragen, warum sie dieses Motiv gewählt hatte. Um nicht aufdringlich zu sein, liess ich die die Frage bleiben.

Eigenartig, wir tun uns schwer zu sagen: „Ich bin ein Geschenk!“ Wir sagen aber ohne Bedenken zu andern: „Gut, dass es dich gibt! Du bist ein Schatz!“ Und in einem Tauflied von Andrew Bond heisst es: „Du bisch es Gschänk vom Himmel…“ Wäre es nicht ein guter Einstieg in den neuen Tag, in den Spiegel zu schauen und mit einem gesunden Selbstbewusstsein zu sagen: „Ich bin ok und als Geschenk Gottes für die Mitmenschen gedacht.“ Ich brauche das zwar nicht laut zu verkünden oder in die Haut stechen zu lassen, aber die Mitmenschen, denen ich begegne, sollen es spüren und erleben dürfen und mir bestätigen können: „An dir habe ich das Geschenk!“

Tattoo Schleife Bildquelle: mytattoo.ch


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