Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!

Weg-Wort vom 24. Mai 2018

Gesichter und Geschichten

Täglich bewältigt der Hauptbahnhof Zürich etwa 500000 Pendlerinnen und Pendler. Eine halbe Million Menschen durchqueren täglich den Bahnhof, Nehmen den Zug, kaufen ein oder begleiten andere Personen zum Zug.

500000 verschiedene Gesichter, 500000 verschieden Geschichten – kaum zu glauben. Und all diese Menschen, alle 500000 sind Bild und Ebenbild Gottes. Kann ich das Glauben? Das süsse quirrlige Mädchen im Wartsaal ein Kind Gottes? Ja sicher, ist ja so herzig. Der nette Herr, der seiner Frau so liebenswürdig hilft den Kaffee zum Tisch zu tragen ein Kind Gottes? Ja sicher, er ist ja so lieb. Der streng blickende Mann mit der Aktentasche, die sauertöpfische junge Frau, der Junge mit dem Skatebord, der Mann mit den Krücken – ja, alles Kinder Gottes, sein Bild und Ebenbild. Auch wenn es uns schwer fällt dies zu glauben.

500000 tausend Gesichter, 500000 Geschichten. Jeder Mensch, der den Bahnhof aufsucht hat seine Geschichte: Der Eine geht zur Arbeit, der Andere kommt von einer Beerdigung, die Dritte besucht ihr Kind im Spital und der Vierte holt die Freundin ab vom Zug.

Wie schnell bin ich bereit über einem Menschen zu urteilen, weil mir sein Gesicht nicht passt? Wie schnell verleitet mich ein Lächeln zu glauben, diesem Menschen gehe es gut? Was denken die anderen von mir? Wie sieht mein Gesicht aus wenn ich zur Arbeit komme?

Für mich sind die 500000 Gesichter und Geschichten am Hauptbahnhof ein Wunder. Ein Wunder der Vielfalt des Lebens. Jede und jeder ein Unikat – so hat Gott uns gemeint.

Mit freundlichen Grüssen

Ihre Bahnhofkirche

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