Weg-Wort vom 25. November 2009
Nicht aufhören mit der Hoffnung
Mitten im Monat November, wenn die Tage dunkel werden und die Seele sich
einhüllen will, hören wir auf ein Lied: Herzlich tut mich erfreuen die
liebe Sommerzeit, wenn Gott wird schön erneuen alles zur Ewigkeit! Den
Himmel und die Erde wird Gott neu schaffen gar, all Kreatur soll werden ganz
herrlich, schön und klar!
Sommerzeit, das ist in unserem Empfinden verknüpft mit strahlenden Tagen,
mit der Sonne, die uns wärmt und nach draussen lockt, mit der Freude an der
Natur und ihrer Schönheit. Wer in diesen Tagen von der Sommerzeit singt,
malt kein Abbild dieser Tage, sondern ein geradezu gegensätzliches Bild.
Was denkt sich so ein Lieddichter? Will der nicht sehen, in welchen Tagen er
lebt? Ignoriert er seine Empfindungen und träumt er sich in eine andere Zeit
und in ein anderes Gefühl? Verdrängung nennt man das, und das ist den
meisten von uns wohl nicht fremd. Nicht-Wahrhaben-Wollen, was doch bittere
Realität ist, ist ein Zustand, der einen für einen Moment der Wirklichkeit
und den Auseinandersetzungen mit ihr enthebt. Die Seele schützt sich vor zu
viel Traurigkeit und Niederdrückendem. Wir könnten unseren Liederdichter,
der im November, angesichts der vielen Trauertage und Gedenktage von der
Sommerzeit der Ewigkeit singt, solcher verständlicher Reaktionen
bezichtigen.
Wir könnten aber auch hören, wie im Singen eine neue Wirklichkeit entsteht.
Sie setzt eine Gegenwelt zu dem, was wir in Augenschein nehmen. Sie
beschreibt eine Hoffnung, die nach biblischem Zeugnis den Anspruch hat,
Wirklichkeit zu sein, in den Herzen der Glaubenden, in der Hoffnung, die
ihnen Kraft zum Leben und Handeln gibt. So war es schon immer in der
Geschichte der Hoffnung: Man darf nicht aufhören, von ihr zu reden, sie zu
besingen, sie als die Wirklichkeit beschreiben, auf die zu man lebt.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Roman Angst, Toni Zimmermann
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