Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
 
Weg-Wort vom 31. Mai 2021
 
Aus freien Stücken
 
Am Sonntagvormittag habe ich mich zu einer ausgiebigen Jogging-Runde aufgemacht. Die Sonne wärmte meine Haut, die Luft war klar und die Zweige der Bäume bewegten sich im Wind hin und her. Ich merkte, wie mir die Bewegung guttat. Ich atmete tief durch. Im Rhythmus der Schritte konnte ich meinen Gedanken nachhängen.
Im Laufen habe ich gemerkt, dass sich bei mir immer wieder ein schlechtes Gewissen meldet. Warum war ich in dem Moment nicht in der Kirche? Ja, ich bin so aufgewachsen und geprägt worden, dass der Gottesdienstbesuch am Sonntag zur Pflicht gehört. Aus dieser Zeit ist mir das Gefühl geblieben, dass ich mich dafür rechtfertigen muss, wenn ich am Sonntag nicht in die Kirche gehe.
Zur Zeit von Jesus hatte die Ruhe am Sabbat einen sehr hohen religiösen Stellenwert. Sie war für alle Juden verpflichtend. Jesu Anhängerinnen und Anhänger erregten deshalb Anstoss, als sie an diesem Tag aufs Feld gingen und Ähren ausrissen, weil sie Hunger hatten.
Jesus hält allem Handeln aus religiösem Pflichtgefühl einen erlösenden Satz entgegen: Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht der Mensch für den Sabbat.
Ich hoffe, dass ich es einmal schaffen werde, in einen Gottesdienst zu gehen, ohne dass das Gefühl von Pflichterfüllung bei mir mitschwingt. Für die Gemeinschaft in der Kirche ist es sicher besser, wenn die Leute am Sonntag kommen, weil sie es wollen und nicht weil sie müssen.
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