Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 23. April 2019
Geschenkt
Taufen gehören für mich als Seelsorger in der Bahnhofkirche nicht zu meinen Aufgaben. Es
sind schon mehr als zwei Jahre vergangen seit ich als Gemeindepfarrer zuletzt ein Kind
taufen durfte. Ich habe mich deshalb sehr darüber gefreut, am Ostersonntag das Kind einer
Kollegin taufen zu können.
Der lange zeitliche Abstand hat mich auf heilsame Weise aus der Routine gebracht. Ich habe
neu über die Worte nachgedacht, die ich bei einer Taufe sage.
Die Tauffrage an Eltern und Paten beginne ich folgendermaßen: «Erkennt Ihr an, dass Euer
Kind ein Geschenk Gottes ist?»
Was bedeutet es, wenn man sagt, dass jedes Leben – nicht nur dasjenige des Täuflings – ein
Geschenk Gottes ist?
• Ein Geschenk kann ich mir nicht selbst geben. Ich kann es mir nicht kaufen und nicht
verdienen. Ein Geschenk wird mir von jemandem aus freien Stücken gegeben.
• Ein echtes Geschenk verpflichtet mich gegenüber dem Schenkenden zu nichts. Ich kann auch
selbst entscheiden, was ich damit tun will. Der oder die Schenkende kann nicht mehr
darüber verfügen, sobald es mir geschenkt wurde.
• Es liegt an mir, was ich mit dem Geschenk mache. Wenn ich ein Buch geschenkt bekomme,
kann ich es einfach in das Bücherregal stellen. Wenn ich es aber lese, wird es meine
Beziehung zu dem, der es mir geschenkt hat, vertiefen. Ich gehe nämlich davon aus, dass
der Geber mir das Buch mit guter Absicht geschenkt hat. Im Hinblick auf das Leben, das
Gott mir geschenkt hat, gehe ich ebenfalls davon aus, dass er es mir in guter Absicht
geschenkt hat.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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