Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 19. Juli 2018
Die Gedanken sind frei
« Mancher Gedanke fällt aus dem Nest, bevor er flügge ist. »
Wie musste ich schmunzeln bei diesem Satz. Ich stellte mir so ein kleines Vögelchen vor, welches neugierig über den Nestrand späht und dann rausfällt. Natürlich geschieht ihm nichts, die Vogelmutter ist zur Stelle und buxiert den Ausreisser wieder ins Nest.
Das ist die gute Nachricht.
Nur mit den Gedanken, die aus dem Nest fallen ist es oft anders.
Ein unbedachtes Wort kann verletzen, ein zu früh ausgesprochener Gedanke kann Verwirrung stiften. „Zuerst denken und dann reden“, pflegte mein Vater zu sagen, wenn ich mal wieder eine etwas gar gewagte These zum Besten gab. Aber wie oft passiert es, dass wir etwas sagen, bevor wir bedenken, was das Wort anrichtet: Die Mutter zweier Buben erzählt beglückt, wie das Muttersein sie erfülle. Die Kinderlose in der Gruppe wird immer stiller. Ein Jugendlicher berichtet vom Tod des Nachbarn, und wie die Polizei vorbei kam, weil der Nachbar zu Hause verstorben ist. Seine Kollegin wischt sich eine Träne ab, vor kurzem ist ihr Vater gestorben.
Es kann passieren, dass wir ins „Fettnäpfchen“ treten mit einem Satz oder einem Wort. Natürlich sind die Gedanken frei, so wie es das Studentenlied sagt. Aber wenn ein Gedanke aus dem Nest fällt, bevor er flügge ist, wenn eine Wort aus unserem Mund kommt, welches vielleicht etwas unbedacht war, braucht es einen Rahmen, welcher das Unheil auffängt. Wie die Vogelmutter verantwortungsvoll zum Kücken schaut, so sind auch wir verantwortlich für unsere Worte und Gedanken.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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