Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
 
Weg-Wort vom 14. April 2021
 
Wer bekommt die Schlüssel?

Bei uns im Haus haben sich Handwerker angemeldet. Dann klingeln die, die zur Arbeit gehen, bei denen, die daheimbleiben. Die Schlüsselfrage lautet dann: «Bist Du da?» «Ja!» «Darf ich Dir dann meine Schlüssel geben, und Du lässt die Elektriker herein?» Der Ersatzschlüssel zu unserer Wohnung liegt bei der Nachbarin, die anwesend ist, nicht bei der, mit der ich am ehesten zu tun habe.

Erklärt dieser Nachbarschaftsdienst, warum Jesus die Schlüssel zu seinem Himmel Simon Petrus übergeben hat? Vielleicht. Der Jünger Simon Petrus hat sich zwischen Musterschüler und Klassenletzter bewegt. Er hat Jesus als den Sohn des lebendigen Gottes bekannt, er hat Jesus aber auch verleugnet. Beides – das positive Verhalten und das negative Verhalten, haben Petrus und damit Jesus Aufmerksamkeit verschafft. Jesus hat den Schlüssel zum Himmel dem Mann gegeben, der auffiel, dem Mann mit Präsenz, nicht dem Lieblingsjünger. Simon Petrus ist ein Mann mit Profil, kein Langweiler.

Die katholische Kirche hat aus der Sache mit den Schlüsseln eine Tradition gemacht. Jeder Papst gilt als Nachfolger des Simon Petrus, damit als Inhaber der Schlüssel zum Himmel. Bis heute polarisiert jeder Nachfolger des Petrus – schon allein mit dem Anspruch dieser Nachfolger zu sein. Es gibt also eine Gemeinsamkeit mit Petrus: Der Papst erregt Aufmerksamkeit. Man kann sich über seine Aussagen freuen oder ärgern. Der Papst ist da, er bleibt im Gespräch und mit ihm auch Jesus.

Schlüsselblume, auch Himmelsschlüssel genannt. Bild: wikimedia

© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich