Weg-Wort vom 10.Februar 2010
Die heilende Kraft der Musik
Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich als Kind einmal aus tiefstem
Herzen zu meiner Mutter sagte: Wenn es keine Musik gäbe und keine Blumen,
dann könnte ich nie und nimmer leben!
Hören und sehen, riechen und fühlen, berühren und berührt sein: Mit allen
Sinnen leben, sowohl im grössten Glückstaumel als auch in der tiefsten
Trauer, macht das Leben reich. So kann zum Beispiel das Lied ohne Worte
von Felix Mendelssohn eine melancholische Stimmung noch verstärken, und ich
durchlebe sie intensiv anstatt sie einfach nur auszuhalten, bis sie vorüber
ist. Und im Fall von überschäumender Freude drehe ich zu Joe Cockers Night
Calls die Stereoanlage dermassen auf, dass die die Wände zittern.
Auch gehörlose Menschen können Musik hören und in ihrem Takt tanzen, denn
Töne sind Schwingungen.
Musik löst starke Gefühle in mir aus, durch welche ich mich mitnehmen und
tragen lasse von den Schwingungen. Musik lässt mich aus der Reihe tanzen.
Wo ich mich sonst üblicherweise im Griff habe durch Selbst-Beherrschung,
um ja nicht als Emotionsbündel dazustehen, da kann Musik diesen starren
Rahmen auf-brechen. Sie hebt Grenzen auf. So kann ich aus dem Rahmen
fallen. Ich kann im Vollsinn des Wortes die Fassung verlieren, in die ich
eingepasst bin und die das Fliessen meiner emotionalen Bewegungen in eine
vorgegebene Richtung kanalisiert, weil dieser Fluss begradigt wurde wie ein
Bach, der gegen seinen natürlichen Lauf eingezwängt wird in ein künstliches
Bett. Aber erst durch Re-Naturierung kann erhält er seine ursprüngliche
Lebendigkeit zurückerhalten.
Musik schafft oft überhaupt erst einen Zugang zu unseren Emotionen, denn sie
spricht den ganzen Menschen an, berührt Körper und Seele. Sie legt unsere
Gefühle offen und ermöglicht es uns dadurch, diese zuzulassen. Egal ob Bach,
Britten, Beatles, Bushido oder Baschi Hauptsache Musik! Sie bringt uns in
Berührung mit Schmerz und Trauer, sie geht buchstäblich unter die Haut, so
dass die Gefühle sich einen Weg bahnen und ungehindert fliessen können. Dann
kann auch blockierte Freude sich wieder Ausdruck verschaffen mit ihrer
ganzen Vitalität und Kreativität. Musik tut einfach gut. Noch mehr: Musik
kann gesund machen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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