Weg-Wort vom 6. Dezember 2013
Von Kumpanen und Eigenbrötlern
"Sämi Niggi Näggi, hinderem Ofe stecki,
gimmer Nuss und Bire, dänn chumi wieder füre."
Das war einer der Reime, mit denen wir uns als Kinder in einer Mischung aus
Ehrfurcht, Angst und Neugierde dem Mann mit weissem Bart und grossem Buch
genähert haben. De Samichlaus, oder heute schon besser, der heilige
Nikolaus, Bischof von Myra, ein grundgütiger Mann, der schon zu seinen
Lebzeiten Einiges erlebt hat. Das ist jedoch nichts gegen das, wozu diese
Figur seither herhalten musste: Vom Antreiber für das Weihnachtsgeschäft in
diversen riesigen Einkaufstempeln, über ein mit Zucker und Peitsche
ausgerüsteter Erziehungshelfer stark geforderter und darum auch äusserst
dankbarer Eltern bis zur billigen Vereinnahmung in der Werbung.
Dass er sich zu seinen Lebzeiten stark für eine gerechte Verteilung von
Grundnahrungsmitteln einsetzte, geht leicht vergessen. Als Bischof sorgte er
dafür, dass Nahrungsmitteltransporte zum römischen Kaiser nicht einfach so
an seiner hungernden Bevölkerung vorbeifuhren. - Für die heutigen
Nahrungsmittelkonzerne könnte das durchaus zum Vorbild werden - gerechte
Verteilung der Nahrungsmittel an alle, die Hunger leiden und nicht
unredliche Gewinne einzelner an der Börse.
Bischof Nikolaus war ein Kumpan, einer, der sein Brot teilte mit andern.
Heutige Konzerne, so macht es den Eindruck, bestehen eher aus einer
Ansammlung von Eigenbrötlern. Da bräuchte es wohl ein Wunder, wenn sich das
änderte. Oder bräuchte es vielleicht doch nur den wirtschaftlichen oder
politischen Willen, Besitz oder nur einfach Brot, Nahrungsmittel, mit allen
zu teilen. Warum werden wir nicht Kumpane, Copains (Brotgenossen)?
Der Heilige Nikolaus eignet sich also nicht nur für den 6. Dezember, die
Weihnachtszeit und die Kleinfamilie, viel stärker eignet er sich für neue
Denkmodelle in Wirtschaft und Politik. Wie kann man heutigen "Kaisern" so
viel Nahrungsmittel abknöpfen, dass die Hungernden gesättigt werden und die
"Kaiser" es kaum bemerken, geschweige denn, dass es ihnen weh täte.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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