Weg-Wort vom 21. März 2011
Wir sind immer Teil unseres Problems
Ein Mann sieht, wie sein Arbeitskollege vor dem Mittagessen in der Kantine eine Dose mit
Pillen herausnimmt und zwei grüne Pillen schluckt. „Musst du jetzt auch ein Herzmittel
nehmen?“, fragt er seinen Kollegen. „Nein, das sind Bio-Energie-Kapseln mit
Kaktus-Extrakt, die lösen Konflikte und Spannungen mit nahestehenden Menschen“, antwortet
der Kollege. „Glaubst du an so was?“, fragt der Mann neugierig und verwundert. Die
Antwort: „Nein, natürlich nicht! Aber man sagte mir, sie helfen auch, wenn man nicht daran
glaubt.“
Über diesen Mitmenschen können wir schnell schmunzeln. Aber können wir uns in ihm nicht
auch ein bisschen wiederfinden?
Wenn wir wissen, dass solche Wundermittel nicht halten, was sie versprechen – die
Sehnsucht nach einem solchen Wundermittel, das uns vor allem Bösen bewahrt und uns sogar
noch aus allem Leiden erlöst, die steckt doch auch in uns. So ein Elixier des Lebens, das
alle Krankheit vertreibt und ewige Gesundheit und Lebensfreude schenkt, das wäre doch
genial!
Aber wenn ich Jesus richtig verstehe, dann mutet er uns einen schwierigeren Weg zu, weil
er schliesslich der heilsamere ist. Die einfache und bequeme Methode, die darin bestünde,
dass man einfach die richtige Pille einwirft und dann lösen sich alle Probleme in Luft
auf, hält eben nicht, was sie verspricht.
Warum hilft diese Methode nicht? Weil wir meistens selbst ein Teil des Problems sind. Weil
sich das Leben nur zum Guten verändern kann, wenn auch wir uns zum Guten verändern. Und
wir verändern uns nicht wirklich dadurch, dass wir eine Pille einwerfen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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