Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 28. Juli 2016
Mitten in den Sommerferien
Die heissesten Tage waren es im Bündner Oberland. Strahlende Sonne tagsüber,
ein hell leuchtender Mond in der Nacht. Es war ein Traum, die Sicht weit und
klar, als ob man die Berge mit den Händen fassen könnte. Und dann ein
Wetterwechsel, Donner und Regen in der Nacht und am Morgen war nichts mehr
da - Nebel stieg auf wie eine weisse Wand und verhinderte jegliche Fernsicht
und jegliche Weitsicht. Ein helles Grau verbarg alles: Häuser und Bäume,
Berge und Täler, es schluckte sogar das Rauschen des Flusses. Es gibt nicht
einmal mehr Schwarz und Weiss - nur das alles verschlingende Grau, auch
keine Konturen und keinen Formen.
Wie muss sich eine Seele fühlen, die nur noch von diesem unheimlichen Grau
umgeben ist, alles vernebelt, alles eingehüllt, alles: Wohin Du Dich
wendest, nur Grau in Grau. Und es schleicht sich in Dich hinein dieses
neblige Grau und füllt Dich, bis dass Du selbst nicht mehr weisst, wer Du
bist und an was Du glaubst.
Und dann kommt einer, der weiss zu berichten von Schwarz und Weiss, von
Licht und Dunkel, und er weiss Dir zu zeigen, was weiss ist und licht. Und
Du sehnst Dich nach Licht und folgst wie ein Lamm. Du wartest nicht, bis
sich der Nebel in Deinem Inneren lichtet, dass Du wieder das Grün der Tannen
siehst, das Blau des Himmels, das Weiss des Schnees, das Gelb der Blumen,
die farbige Vielfalt der Wiesen, Du wartest nicht, bis Du den Duft des
Waldes einatmest, bis Du das Rauschen des Flusses wieder hörst.
Nein, Du wartest nicht bis die farbige Vielfalt des Lebens wieder in Deiner
Seele Raum gewinnt. Das Licht ist wie eine Erlösung aus dem dichten Grau,
aber es blendet und eigentlich siehst Du die farbige Vielfalt des Lebens
noch weniger.
Geblendet vom Licht bist Du noch blinder und merkst es nicht einmal mehr.
Es gibt für Dich nur noch Schwarz und Weiss und weiss bist Du geworden und
Schwarz muss weg. Geblendet, blind. Willst Du das sein und bleiben?
Eigentlich nicht.
Gott sei Dank und sei willkommen in der bunten Welt des Lebens.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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