Weg-Wort vom 17. Dezember 2009
Gott, ich sehne mich
Dass jeder Kreis sich rundet - und jeder Halt gewährt
Dass alle Knospen springen- und jeder Keim begossen
Dass jedes Herz sich weitet - und jeder Durst gestillt
Dass jede Tür sich öffnet - und jeder Weg gesehn
Dass jede Nacht sich lichtet - und der Advent erfüllt
Dass du dich endlich zeigest - und jeder Mensch befreit
Gott, ich sehne mich nach dir
Der Kapuzinermönch Anton Rotzetter lässt uns mit diesen Gedanken teilhaben
an seinem Sehnen und Hoffen auf eine Welt, in der Menschen einander annehmen
und beistehen ohne Wenn und Aber, so dass Gottes Dasein greifbar und
erfahrbar wird.
Ausgerechnet die erste Zeile hat mich noch länger beschäftigt: Dass jeder
Kreis sich rundet und jeder Halt gewährt Ein Kreis ist doch eine runde
Sache oder etwa nicht? Da fällt mein Blick auf meinen Adventskranz, der,
das muss ich zugeben, nicht wirklich rund ist. Ist eigentlich auch nicht so
wichtig, denke ich zuerst. Schliesslich geht es doch darum, dass die vier
Kerzen schön angeordnet darauf Platz finden. Für jeden Adventsonntag eine.
Die Vier ist aber auch eine symbolische Zahl. Vier ist die Zahl der Elemente
und der Himmelsrichtungen. Und, so Anselm Grün, die Symbolzahl Vier ist als
Quadrat der Inbegriff alles Geordneten. Wenn vier Kerzen auf dem runden
Kranz brennen, dann ist das die Einheit aller Gegensätze: das Runde und das
Quadratische werden miteinander eins. Als Quadratur des Kreises bezeichnen
wir schliesslich umgangssprachlich eine unmögliche Aufgabe, etwas, was
unsere Kräfte übersteigt. Was wir nicht zusammenfügen können, das gelingt
Christus, wenn er zu uns kommt, wenn er in unser Herz eintritt.
Deshalb vertraue ich darauf, dass mir, dass uns allen mit Gottes Hilfe die
Revolution des Denkens und Wollens gelingt, wie es Kardinal Karl Lehmann
einmal ausgedrückt hat. Diese Revolution bedeutet Rücksicht statt
Eigensinn,
Barmherzigkeit statt Niedertrampeln, Verstehen statt Kaltschnäuzigkeit,
Liebe statt Hass.
Komm, Gott, in allen Menschen, die lieben und den Frieden suchen.
Komm, ja komm, Gott und mache diese Welt zu Deiner Wohnung!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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