Weg-Wort vom 22. Juni 2006
Das Herz zurückbringen
Über das Beten und das In-Beziehung-Kommen mit Gott ist schon sehr viel
geschrieben und nachgedacht worden. Und dennoch haben wir dann und wann
unsere Not damit. Wir nehmen uns Zeit, wollen zur Ruhe kommen und stellen
immer wieder wir fest, dass wir unkonzentriert sind, dass unsere Gedanken
fortschwirren und wir uns innerlich ganz woanders aufhalten. Das kann uns
ganz schön ärgerlich machen, denn wir möchten doch beglückende Höhenflüge
erfahren, schöne Gebete formulieren. So werden wir unruhig, versuchen mit
Gewalt unsere Gedanken zu unterbinden und vor Gott sein wird ein grosser
Krampf.
I
m Gebet geht es aber wohl primär nicht darum, schöne Worte zu finden und in
emotionalen Highlights aufzugehen. Worum es wirklich geht, hat Franz von
Sales, der Gründer einer spirituellen Gemeinschaft, in einer kleinen
Anleitung festgehalten. Sie ist bestimmt seiner eigenen Erfahrung
entsprungen. Er schreibt:
Wenn dein Herz wandert oder leidet,
bring es behutsam an seinen Platz zurück
und versetz es sanft in die Gegenwart deines Herrn.
Und selbst wenn du
in deinem Leben nichts anderes getan hast,
als dein Herz zurückzubringen
und in die Gegenwart unseres Gottes zu versetzen,
obwohl es immer wieder fortlief,
nachdem du es zurückgebracht hattest,
dann hast du dein Leben wohl erfüllt.
Wir müssen uns also durch wandernde Gedanken oder Tagträume nicht entmutigen
lassen. Wenn wir sie bemerken, dürfen wir einfach unser Herz wieder sanft in
Gottes Gegenwart bringen ganz gleich, wie oft dies während einer
Gebetszeit geschieht. Gott braucht nicht so sehr unsere Worte. Vielmehr will
er, dass wir unser Herz immer wieder zurückbringen.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche