Weg-Wort vom 28. Oktober 2008
In der Furcht des Herrn liegt ein starkes Vertrauen, auch seine Kinder
haben eine Zuflucht." - Sprüche 14,26
Im Spiel mit den Erwachsenen wagt ein Kind den Sprung von der Maurer. Es
vertraut dar-auf, dass es aufgefangen wird. Menschen für die Gott eine
Realität im Leben ist, vertrauen, dass sie nicht tiefer fallen können als in
seine Hände. Sie vertrauen so auf Gott, wie das Kind auf der Mauer in den
Vater.
Vertrauen ist die Basis einer guten Beziehung.
Kahil Gibran sagt dazu: Vertrauen ist eine Oase im Herzen, die von der
Karawane des Denkens nie erreicht wird. Vertrauen hat also wenig mit
Überlegen zu tun.
Dort wo die Vorstellungen und Werte geteilt werden, vertraut man sich. Wo
das verloren geht, da ist Vorsicht geboten. Denn: "Ein zerbrochener Zahn und
ein wankender Fuß, so ist das Vertrauen auf den Treulosen am Tag der Not."
Sprüche 25,19
In diesen Wochen ist viel von Vertrauen die Rede. Die Banken, welche das
Vertrauen ihrer Kunden verloren haben, wollen es zurückzugewinnen. Aber die
Enttäuschten haben guten Grund, verhalten zu reagieren. Denn eine
Vertrauensbeziehung ist nicht mit Liquidität al-lein zu retten. Es braucht
mehr. Es geht um die Gewissheit, dass der Partner auch die moralischen und
ethischen Werte teilt.
Diese Gewissheit aber lässt sich nicht erkaufen; Werte müssen von beiden
Partnern der Beziehung gelebt werden. Bei einer Institution betrifft das die
Kultur der Firma. Wie gehen die Menschen dort miteinander um? Welches
gemeinsame Ziel verfolgen sie? Ist das Ver-trauen der Kunden das grosse
Anliegen, oder geht es zuerst um die eigene Bereicherung?
Auch eine Firma habe einen Geist, meint dazu der Theologe Walter Wink. Der
beschütze sie solange sie im Sinne des Firmenzwecks arbeite. Werde der
Firmenzweck aber verän-dert, zum Beispiel vom Dienstleistungsunternehmen zur
Geldmaschine, dann mache er einem bösen Geist Platz. Der vernichte dann das
Gute und reisse alles mit sich. Um die Vertrauensbasis wieder zu finden,
brauche es grosse Anstrengungen. Dabei sei die Aus-richtung aller
Beteiligten auf gemeinsame Werte Voraussetzung.
Wie wäre es mit Ehrfurcht vor dem der die Welt geschaffen hat und uns
Menschen als seinen Geschöpfen? Das brächte manches wieder ins Lot.
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche