Weg-Wort vom 18. April 2008
Unter dem Zeichen des Segens
Wer von uns kennt nicht Situationen, in denen uns Zweifel an uns selbst
plagen. Wir fühlen uns weniger begabt als Andere. Wir beneiden jene, die es
auf der Bekanntheitsstufe weiter bringen. Oder wir sind verärgert, weil uns
jemand die Show gestohlen hat. Wie gebannt schauen wir dann auf die Anderen
und vergessen, was wir selber gut können und wie einmalig unser eigener
Weg ist.
Auch Bruder Leo, ein treuer Gefährte des heiligen Franziskus, kennt solche
Erfahrungen. Davon erzählt eine berührende Geschichte. Franziskus hält sich
mit Bruder Leo auf dem Berge Alverna auf. Dort macht er eine intensive und
besondere mystische Erfahrung. Bruder Leo fällt darauf in grosse
Selbstzweifel. Wer ist er schon neben diesem offensichtlich Bevorzugten und
Begnadeten? Gerne würde er mit Franziskus über seine inneren Zweifel
sprechen, doch traut er sich nicht. Franziskus spürt die Not des Bruders und
ruft ihn zu sich. Auf ein Stück Pergament schreibt er ihm einen Segen, der
mit den Worten schliesst: Der Herr segne dich, Bruder Leo. Dazu malt er
gross den Buchstaben T, das sogenannte Tau-Zeichen.
Das T-Zeichen wird im Ersten Testament als Zeichen des Segens und der
Zuwendung Gottes verwendet. Wer dieses Zeichen trägt, geht nicht verloren
ist also gesegnet. So will Franziskus seinen Bruder trösten und ihm zu
verstehen gehen: Sei nicht traurig! Du hast einen andern Weg als ich. Aber
auch du bist ein Gezeichneter, ein Gesegneter!
Das gilt auch für uns. Wir dürfen unsern ganz persönlichen Weg gehen im
Vertrauen darauf, dass Gott auch über uns am Anfang des Lebens ein T-Zeichen
gesetzt hat. Es ist ein nie verlöschendes Zeichen des Segens und der
Zuwendung, das uns immer wieder erinnert: Auch du bist eine Gesegnete, bist
ein Gesegneter!
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche