Weg-Wort vom 17. November 2010
Der Brückenbauer
Letzthin fragte mich eine Freundin, ob ich ihr einen Text oder ein Gedicht
schicken könnte. Eine noch junge Arbeitskollegin sei gestorben. Es gäbe kein
christliches Begräbnis. Sie wolle aber am Arbeitsort zusammen mit anderen
der verstorbenen Frau gedenken und Abschied nehmen.
Ich schickte ihr eine kleine Auswahl an Texten. Nach einer Woche kam ein
Dankes - Mail. Die Freundin schrieb mir zudem, sie sei mit Angehörigen der
Verstorbenen zu einer Brücke gegangen, von wo die Asche in den Fluss gekippt
wurde. Das habe sie sehr ernüchtert.
Weisst du, fuhr sie fort, in diesem Moment habe ich gedacht, dass wir als
Christen mit unserer Art, Abschied zu nehmen, doch etwas ganz anderes
anzubieten haben. Nicht billigen Trost, sondern etwas Tröstliches, weil wir
hoffen dürfen, dass etwas anderes, Neues kommt. Dass wir verbunden bleiben
über den Tod hinaus. Auch wenn es schwer ist, sich das vorzustellen.
Gott baut eine Brücke für uns. Wenn tragende Pfeiler unter uns einstürzen,
dann überbrückt er selbst den Abgrund von Leiden, Sterben und Tod. Jesus hat
gesagt: Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen. ( Joh 14,2) Wir wissen
nicht wie sie aussehen, und ich weiss nicht, wie ich mir das vorzustellen
habe. Aber es gibt mir das Gefühl: Alles wird gut sein.
Mein Glaube ist nur ein brüchiger Steg über Abgründen;
der nächste Windstoss schon kann ihn spurlos mit sich hinweg reissen.
Vertrauen ist nicht ein Wort meiner Muttersprache.
Noch heute reisse ich mir die Hände daran wund.
Du aber, Herr, hast mir Brücken gebaut über den Tiefen.
Deine Hand führt mich sicher zu dir. Du überwindest mein Ur-Misstrauen.
Ich fürchte nicht mehr mein Unvermögen. Ich freue mich an deiner Kraft.
(Ulrich Schaffer)
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
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