Weg-Wort vom 9. Oktober 2012
Anleitung zum Unglücklichsein
Das Buch mit diesem Titel von Paul Watzlawick war im letzten Jahrhundert ein Bestseller.
Das Thema ist immer noch aktuell. Immer noch arbeiten wir höchst persönlich daran,
unglücklich zu leben. Wie? So:
Wir leben in der Vergangenheit! Wir schauen zurück und betonen immer wieder: Früher war
alles besser!
Wir leben in der Zukunft! Morgen beginnt mein Leben. Wenn ich dann einmal pensioniert bin.
Wir geben immer allen anderen die Schuld! Gott, der Welt, dem Chef, der Chefin, der
Gesellschaft, dem Schicksal, den Genen, den Eltern, etc.
Wir handeln gegen unser Gewissen! Ich bin krank. Ich weiche aus. Ich finde faule
Entschuldigungen.
Wir wissen immer, was die anderen denken! Unsere Fantasie ist wichtiger als die Nachfrage
nach der Realität.
Nur uns geht es ganz besonders mies und fies! Wie hiess es in der Niederdorfoper:
"Mir mag halt niemert öppis gunne."
Wir sagen Nein, obwohl wir Ja sagen möchten! Oder: Wir sagen Ja, obwohl wir Nein sagen
möchten. Wir tun alles den anderen zuliebe. Wir bagatellisieren nicht und dramatisieren
alles.
Wir suchen nur Dinge, die uns ärgern! Wir werden Meister und Meisterinnen darin und
pflegen das.
Wir sind abergläubisch! Wir halten das Unwahrscheinlichste für am Wahrscheinlichsten.
Wir trauen den Mitmenschen nie! Wir sind misstrauisch, eifersüchtig und pessimistisch. Wir
suchen immer die Schlechtigkeiten.
Wir suchen Beziehungen zu anderen Unglücklichen! Wir jammern und klagen gern, schliesslich
ist die ganze Welt schlecht.
Wir tun alles, was uns keinen Spass macht! Freude, Heiterkeit, Genuss und sexuelle
Beziehungen sind nie Vergnügen. Wir ringen sie uns nur ab.
Wir bitten nie jemanden um einen Gefallen! Viel lieber beschweren wir uns, ärgern wir uns,
vernachlässigen wir andere.
Wir sagen nur Unklares!
Wir suchen Beziehungen, in denen wir die sich opfernden Helfer sind! Die anderen saugen
uns aus.
Mit dem, der uns liebt, kann etwas nicht stimmen!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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