Weg-Wort vom 29.Oktober 2008
Der längste und interessanteste Weg, ist der Weg nach innen. (aus
Anam-cara, John O Donohue)
Etwas beneidete ich einen Freund, als er sich in den Ferien für eine Woche
in ein Bildungshaus zurückziehen konnte. Eine Woche Rückzug um zu schweigen,
um mit sich allein zu sein.
Gerne denke ich an die Tage und Wochen, die ich in der Geborgenheit der
Stille und Meditation verbringen konnte. Die Erinnerungen daran sind mir im
Alltag eine Quelle der Kraft. Sie aufzufrischen eine Sehnsucht.
Das Schweigegebot während der Rückzugtage ist eine Hilfe. Nicht zu zerreden,
was einem auf dem Weg nach innen bewegt, hilft das Erlebte zu ordnen und zu
bewahren. Denn das Erlebte lässt sich nicht mit dem Anderer vergleichen. Für
je-den und jede sind die Erfahrungen mit sich selbst anders. Wer sich
darüber mitteilen will, kann sich aber an einen spirituellen Führer oder
einer Führerin wenden, die behutsam damit umgeht.
Manchmal braucht es Ermutigung um auf dem Weg nach innen zu bleiben. Denn
der Weg ist nicht gerade und man weiss nicht, wohin er führt. Es gibt
Hindernisse zu überwinden, die eigene Trägheit stellt sich in den Weg. Da
ist es gut, dass die Gruppe einem hilft, weiter zu gehen. Der Weg kann einem
an einen Abgrund der Seele führen und das beunruhigt oder macht gar Angst.
Warum also die ganze Mühe? Weil es sich lohnt! Denn wer es durchhält wagt
es immer öfter, ehrlich mit sich selber zu sein. Darin liegt zwar Schmerz
aber auch die befreiende Einsicht Ich bin noch da, trotz all meiner Mängel
. Verwundert stellt man fest, dass diese Erfahrung stärker und gelassener
macht. Denn im Schweigen lernt man, sich selber zu ertragen. Und die
wachsende Vertrautheit mit den eigenen Schwächen macht einem toleranter
gegenüber denen der Andern.
Darum wohl, ist die Sehnsucht sich für ein paar Tage still zu sein oft so
gross. Denn auf dem Weg nach innen, versöhnt man sich immer etwas mehr mit
sich selber und darum auch mit der Welt. So kehrt man zurück in eine Welt,
die friedlicher ist.
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