Weg-Wort vom 4. Januar 2010
Das herrschende Denken durchbrechen
Die kapitalistische Wirtschaft lebt vom Wachstumszwang. Die Kapitalgeber
wollen möglichst grosse Renditen sehen. Die Banken erfinden immer
risikoreichere Finanzkonstrukte, um aus Geld möglichst schnell noch mehr
Geld zu machen. Die Unternehmen müssen immer mehr Gewinn erwirtschaften. Das
heisst auch: Sparen, wo immer es geht. Möglichst billig und schnell
produzieren. Und das alles zumeist auf Kosten der Arbeitnehmenden, der
Konsumenten und der Umwelt.
Wir haben so zwar mehr Wachstum, aber immer weniger Wohlstand. Denn die
Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich stets rasanter. Mit diesem
herrschenden kapitalistischen Denken und Wirtschaften ist es wie mit einem
Fahrrad: Wenn man es anhält, fällt es um.
Das Neue Jahr, bzw. das neue Jahrzehnt ist eine gute Gelegenheit, dieses
herrschende Denken in Frage zu stellen und es zu durchbrechen: Muss das so
sein? Gibt es keine Alternativen dazu?
Klar scheint nur: Im Grunde wollen wir alle Wachstum oder uns zumindest den
aktuellen Lebensstandard erhalten. Die Frage aber ist, was genau denn
erhalten werden oder wachsen soll?
Einer, der dem herrschenden Denken, dem Mainstream seiner Zeit, eine
Alternative entgegensetzte, war Jesus von Nazareth. Er predigte nicht nur,
sondern stellte sich ganz auf die Seite der Armen und Unterdrückten. Er
lebte Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit, Nächsten- und Feindesliebe!
Er durchbrach damit das vorherrschende Denken der Herrschenden. Sein Handeln
war geleitet von einem Traum, von der Vision der Bergpredigt (Mt 5,3-11):
Freuen dürfen sich alle: Die arm sind vor Gott. Die unter der heillosen Welt
leiden und auf Gewalt verzichten. Die danach hungern und dürsten, dass sich
auf der Erde Gottes gerechter Wille durchsetzt. Die barmherzig sind und rein
in ihrem Herzen. Die Frieden stiften, auch wenn sie beschimpft, verfolgt und
verleumdet werden, weil sie tun, was Gott will.
Es braucht auch heute weltweit mutige und engagierte Menschen in der
Politik, in der Wirtschaft und im alltäglichen Leben. Menschen, die den
Teufelskreis der herrschenden Meinung durchbrechen und ein anderes Wachstum
fordern und leben. Ein Wachstum, an dem alle Menschen teilhaben, das dem
Menschen ganzheitlich in allen seinen Belangen dient und das die Umwelt
langfristig respektiert.
Die Voraussetzungen für einen Durchbruch sind zu Beginn dieses Jahrzehnts
gut wie selten zuvor. Die Menschheit sehnt sich danach - in der Tiefe ihres
Herzens.
Wir wünschen Ihnen ein gutes und gesegnetes Neues Jahr!
Die Seelsorgenden der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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