Weg-Wort vom 1. Mai 2008
Mai, Auffahrt, Tag der Arbeit
Drumm komme wem der Mai gefällt und schaue froh die schöne Welt und Gottes
Vater Güte; die solche Pracht hervorgebracht, den Baum und seine Blüte, den
Baum und seine Blüte. (F. Schubert)
Das Mailied bejubelt die Schönheit der Schöpfung. Im Vers wird Gott gedankt
für den Überfluss mit dem er uns beschenkt. Die alten Völker begrüssten den
Mai mit rauschen-den Festen. Die Fruchtbarkeitsgöttinnen sollten im Mai mild
gestimmt werden, damit der Herbst reiche Ernte bringe.
Einen Überfluss an Freude und Dankbarkeit verspürten auch die Jünger, als
Jesus sie an Auffahrt segnete und dann in den Himmel einging. Die Jünger
waren sich ab dann gewiss: Wir haben Anteil am grossen Plan Gottes. Wir
sind seinem Sohn begegnet und uns wurde durch sein Wirken das neue Leben in
seinem Geist verheissen.
Der erste Mai fällt heuer mit Auffahrt zusammen. Er erinnert an den Kampf
der unterdrückten Industriearbeiter für ein würdigeres Leben. Der 1. Mai ist
zu einem internationalern Festtag geworden, denn die Arbeiter aller
Industrieländer lebten miserabel. Sie kämpf-ten gemeinsam für bessere
Lebensbedingungen. Die wurden ihnen nach und nach zuge-standen, wohl auch
dank der Einsicht, dass der Mensch seine Würde von Gott her be-zieht. Diese
ethische Einsicht hat ihre Wurzeln in der Schöpfungsgeschichte und im
Wir-ken von Jesus Christus.
Heute kämpfen die Arbeiter wieder, weil sie um ihre Existenz fürchten. Aber
ihre Situation hat sich verändert. Heute sind die Unternehmen international
vernetzt. Erst wenn die Ar-beiter auch weltweit zusammenstehen, werden sie
etwas nachhaltig verändern. Das ge-schieht, wenn wir als ganze Gesellschaft
auch andern Völkern die Rechte gewähren, die wir für uns selber fordern.
Denn als Arbeiter, Angestellte, Unternehmer sind wir auch Käufer. Unser
derzeitiges Ver-halten als Konsumenten aber zwingt die Firmen, Stellen
einzusparen. Denn als Aktionäre und Versicherte drängen wir die Unternehmen,
möglichst viel Profit zu machen. So stre-ben wir indirekt alle nach mehr und
noch mehr. Die Probleme haben wohl mehr mit un-serm individuellen Verhalten
zu tun, als uns lieb ist.
An drei Aspekte unseres Daseins erinnert der heutige Tag. Mit dem Mai begann
der kelti-sche Sommer, an Auffahrt begann das Leben im Geiste Jesu, und am
ersten Tag des Mo-nats würdigen wir den Wert und Nutzen der Arbeit.
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Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche