Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 17. Februar 2020
Zart und stark
Das Lebendige siegt über das Tote: Nirgends wird dies für mich augenfälliger, als in einem Spross, der mit seinem zarten Stängel sogar den harten Asphalt durchdringt. Es ist ein Hoffnungszeichen, eine Ermutigung für das Kleine, Schwache und Unterschätzte.
Biblische Bilder kommen mir in den Sinn: der junge Hirtenbub David, der sich dem gepanzerten Hünen-Soldaten Goliath entgegenstellt, der verängstigte Prophet Elias in der Höhle, der Gott nicht im vorbeiziehenden Sturm oder Feuer, sondern im feinen Säuseln erkennt, Jesus als hilfloser Säugling in einem Futtertrog, der den König Herodes mit samt seinem Gefolge zum Schlottern bringt.
Diese Bilder fordern unseren Glauben heraus: Brauchen wir einen allmächtigen Gott, der dem Bösen mit Gewalt und Härte den Garaus macht? Oder vertrauen wir auf die ganz zärtliche Wirksamkeit der göttlichen Liebe, dass sie verwandelt, verlebendigt, erlöst? Dass sie letztlich stärker und erfolgreicher sein wird als das Gewaltsame, das Harte, das Unerbittliche?
Jesus hat der gewaltlosen Liebesmacht Gottes sein ganzes Leben gewidmet. Er hat der Versuchung widerstanden, das Gottesreich mit Gewalt herbeizuführen, weil er es dadurch verraten hätte. Für uns ist Jesu Vertrauen in Gottes Liebeskraft, die unscheinbar wirkt, Ansporn, die feinsten Impulse in uns selbst und um uns herum wahrzunehmen, ihnen zu vertrauen und ihnen nachzugehen. Wenn unser Glaube daran, was wir da erspüren, sich nicht einschüchtern lässt und trotz aller Widerwärtigkeiten unbeirrt bleibt, dann werden wir Durchbrüche erzielen, die dem kleinen Wunder des Sprosses, der den Asphalt sprengt, in nichts nachstehen.
Bild von skeeze auf Pixabay
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
info@bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch
www.offene-tuer.net
https://www.bahnhofkirche.ch/weg-wort-abonnieren-abbestellen/