Weg-Wort vom 27. März 2008
Aufgebrochene harte Schalen
Wär tütscht mit mir? fragte ich schon als Kind leidenschaftlich gerne in
den Ostertagen. Dabei hoffte ich, dass mein Ei ein möglichst starkes sei,
das dem der andern zu trotzen vermag. Auch heute noch freue ich mich, wenn
ich farbige Eier erhalte, zum Beispiel an der Kirchentüre am Schluss der
Osternachtfeier. Sie sind nicht wegzudenken vom Osterfest, diese bunt
gefärbten Eier! Sie fehlen wohl kaum auf einem Frühstückstisch oder in
Osternestern. Was aber haben diese Eier mit Ostern zu tun? fragte ich mich
und bin diesem Symbol etwas nachgegangen.
Zunächst hatte ein grosser Verzehr von Eiern nach Ostern einen ganz
prakti-schen Sinn. Die Hühner begannen im Frühjahr wieder vermehrt zu legen.
Manche Familien auf dem Land hatten zu Ostern viele Eier zur Verfügung, weil
nach den strengen Fastenordnungen der Genuss von Eiern vor Ostern nicht
erlaubt war.
Das Ei als solches aber ist eines der ältesten religiösen Sinnbilder.
Vielfach steht es für Geburt, für den Ursprung der Welt, für die
Fruchtbarkeit, für das Leben. Die Germanen gaben ihren Toten Eier als Keim
der Hoffnung auf neues Leben mit ins Grab. In Griechenland geschieht dies
mancherorts heute noch. Im Christen-tum ist das Ei schon früh mit der
Auferstehung Christi in Zusammenhang ge-bracht worden. So konnte der
Kirchenlehrer Ephrem der Syrer bereits im 4. Jahr-hundert sagen: Gleich
einem Ei springt das Grab auf!
Mit unseren bunten Eiern geben wir also dem Leben, vor allem der
Lebens-freude, Ausdruck. Sie sind für uns vielfarbige Keime der Hoffnung und
erinnern uns, wie wichtig es ist, dass harte Schalen immer wieder
aufgebrochen werden. Im Eiertütschen leben wir dies auf lustvolle Weise.
Vielleicht hilft uns dieses Lustvolle, dass auch in unserem Alltag harte
Schalen immer wieder der Hoffnung und dunkle Gräber dem Leben Platz machen
dürfen. In der Frage Wär tütscht mit mir? klingt dann auch mit: Wer hilft
mir aufbrechen? Wer teilt mit mir die Freude über die vielfarbigen Keime der
Hoffnung im Leben? Wert teilt mit mir die Frede über die Auferstehung
Christi? Wem wird da die Antwort nicht einfach fallen!
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Hauptbahnhof Zürich
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Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche