Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
 
Weg-Wort vom 2. März 2021
 
Von dem Moment an, als ich lesen konnte, habe ich mich mit Büchern umgeben. Sie haben einen großen Teil meiner Kindheit ausgemacht. Meine Kindheit hat sich im Wesentlichen in einer Kleinstadt abgespielt, mit den Büchern bin ich auf Reisen gegangen, meine Welt wurde Stück um Stück größer, mein Horizont wurde weiter. In Büchern habe ich Menschen getroffen. Ich habe erfahren, dass man manches anders machen kann, als ich es von daheim kannte.
 
Ich habe über die Bücher gelernt Neues zu denken und neu zu denken und ich habe mich dabei verändert. Das ist mir bis heute das Wesentliche geblieben. Ich hoffe, dass ich mein Leben lang offen dafür bleibe, Neues zu denken, neu zu denken und mich zu verändern und dadurch, hoffentlich, weiser zu werden.
Einer der größten und bekanntesten Denker, Immanuel Kant, kam in seinem Leben kaum über seine Stadt Königsberg hinaus. Er saß daheim und hat gedacht und gedacht und er hat so seine Philosophie entwickelt und dann Bücher geschrieben.
Wir können, bedingt durch Corona, viele Dinge nicht machen, vor allem nicht reisen. Das ist schade. Auch ich schreibe gerade ein paar Reiseträume ab. Der äußere erreichbare Horizont ist kleiner geworden. Was aber in jeder Krise bleibt, ist der simple Umstand, dass ich da bin und lebe und denke. Meinem inneren Horizont sind keine Grenzen gesetzt. Ich kann ein Buch öffnen und mich innerlich aufmachen.
Wage es, dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Immanuel Kant
 
 
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