Weg-Wort vom 19. April 2011
Wir sind ein Teil der Erde
An Aschermittwoch wird die Auflegung der Asche meistens von den Worten
begleitet: Mensch, bedenke, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst.
Leben wir wirklich mit diesem Bewusstsein?
Ein afrikanisches Sprichwort sagt: Die Axt vergisst, der Baum nicht.
Heute wie damals werden wegen wirtschaftlichen Interessen ganze indigene
Gemeinschaften von einem Territorium vertrieben, auf dem sie seit
Jahrhunderten gelebt haben. Dadurch verlieren sie ihre Lebensgrundlage. Die
Bewohner werden zwangsumgesiedelt. Sie müssen gigantischen Projekten -
Stauseen, Stahlwerken oder Flugzeugfabriken - Platz machen.
1855 hielt der Häuptling Seattle eine Rede vor dem Präsidenten der USA und
sagte sinngemäss:
Wie kann man den Himmel kaufen oder verkaufen?
Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig. Wir sind ein Teil der Erde,
und die Erde ist ein Teil von uns. Der weisse Mann behandelt seine Mutter,
die Erde, und seinen Bruder, den Himmel, wie Dinge zum Kaufen und Plündern,
zum Verkaufen, wie Schafe oder glänzende Perlen. Sein Hunger wird die Erde
verschlingen und nichts zurücklassen als die Wüste.
Ich weiss nicht unsere Art ist anders als die eure. Die Luft ist kostbar
für den roten Mann, denn alle Dinge teilen denselben Atem: das Tier, der
Baum, der Mensch. Alle Dinge sind miteinander verbunden.
Lehrt eure Kinder, was wir unsere Kinder lehrten: Die Erde ist unsere
Mutter. Wenn die Menschen auf die Erde spucken, bespeien sie sich selbst.
Denn das wissen
wir die Erde gehört nicht den Menschen, der Mensch gehört zur Erde. Der
Mensch schuf nicht das Gewebe des Lebens, er ist darin nur eine Faser. Was
immer ihr dem Gewebe antut, das tut ihr euch selber an.
Der weisse Mann, vorübergehend im Besitz der Macht, glaubt, er sei schon
Gott, dem die Erde gehört. Wie kann ein Mensch seine Mutter besitzen?
Eines wissen wir: Unser Gott ist derselbe Gott. Dieses Land ist ihm
wertvoll. Und die Erde zu verletzen heisst ihren Schöpfer zu verachten.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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