Weg-Wort vom 21. Januar 2014
Sündenbock
Alles klar! Vollmond! Kein Wunder, schlafe ich schlecht, sind die Kinder
mühsam und funkt und feuert es in der Beziehung. Der Mond ist schuld! Zum
Glück gibt es den Vollmond, wen sonst könnte man dafür verantwortlich
machen?
Nicht nur der Mond dient als Sündenbock. Wir Menschen neigen dazu, jemanden
oder etwas zu suchen, dem wir die Schuld zuweisen können. Wir brauchen immer
wieder einen Sündenbock.
Der Sündenbock hat einen biblischen Ursprung, wie so vieles in unserem
Leben. Einem Ziegenbock wurden alle Sünden und Vergehen aufgebürdet. So
beladen wurde er dann in die Wüste gejagt, wo er (mit den ihm aufgebürdeten
Sünden) umkam.
"Aaron legt seine beiden Hände auf den Kopf des lebendigen Bocks und bekennt
über ihm alle Schuld der Nachkommen Israels und alle ihre Vergehen und alle
ihre Verfehlungen. So gebe er sie auf den Kopf des Bocks, und dieser soll
durch eine bevollmächtigte Person in die Wildnis geschickt werden. Der Bock
trage auf sich alle ihre Schuld in ein abgeschnittenes Land, er soll in die
Wildnis geschickt werden." (Lev 16,21f)
Die Symbolhandlung kennen wir heute nicht mehr. Viel mehr machen wir
Menschen zu Sündenböcken, beladen sie mit Schuld, machen sie für Misserfolge
oder Niederlagen verantwortlich und schicken sie dann in die Wüste. Ein
schlechter Ruf wird zementiert, Verleumdungen werden in die Welt gesetzt und
Schuldgefühle geschürt. Menschen, die so zu Sündenböcken gemacht werden,
kommen oft (fast) um.
Der Mond kann gut damit leben, dass ich ihn schuldig spreche, er wird weiter
auf- und untergehen, zu- und abnehmen.
Mitmenschen zur Rechenschaft ziehen für mein momentanes Ergehen will ich
nicht. Es sind nicht immer nur einfach die Ausländer, die Manager und
Abzocker schuld, auch nicht die Vorgesetzten oder Politiker!
Wollen Sie Sündenbock sein?
Also machen auch Sie niemanden zum Sündenbock!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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