Weg-Wort vom 24. Januar 2012
Übergang
Wir in der Bahnhofkirche sind mitten im Getriebe des Bahnhofes, des Kommens
und Gehens. Der Bahnhof ist ein typischer Durchgangsort. Übergang von Arbeit
zu Familie, von Alltag zu Ferien, vom Land in die Stadt... Schon als Kind
liebte ich es am Bahnhof zu sitzen und den Leuten zuzuschauen. Menschen in
Bewegung, Menschen in Übergängen.
Übergänge und Durchgänge im Leben haben etwas Faszinierendes. Nicht nur das
Zuschauen fasziniert mich. Ich habe in meinem Leben bereits viele Übergänge,
Umzüge mitgemacht. Ich habe "Zelte abgebrochen" und neu Wurzeln geschlagen,
Arbeitsorte gewechselt und Neuanfängen erlebt. Ich sah Übergänge als Chance,
auch wenn nicht alle Übergänge so einfach waren für mich und Andere. Jeder
Abschluss ist auch ein Neuanfang. Nach jeder Nacht kommt wieder ein Tag.
Jeder Weitblick nach der Enge des Tunnels, jedes Einsteigen oder Aussteigen
aus dem Zug ist ein Übergang und somit auch ein Neuanfang. Nicht immer
gelingt es uns, das auch so zu sehen. Unsere Tage sind verplant, Durchgänge
übergehen wir ohne sie wahrzunehmen oder darin gar eine Chance zu sehen.
Warum nicht heute sich Zeit nehmen und die Übergänge bewusst leben?
Durchgänge wahrnehmen und als Chance sehen? Warum nicht den Weg als Weg
gehen, statt einfach vom Zug zur Arbeit zu hetzten oder zurück? Durch jede
Türe bewusst schreiten mit dem Wissen, dass durch jede Türe uns weitere
Türen geöffnet werden. Türen, die hinter uns zugehen sind nicht das Ende,
sie können neue Horizonte öffnen.
Der berühmteste Übergang in der Bibel ist der Durchzug der Israeliten durch
das Meer (Ex 14,21ff). Nach dem gelungenen Durchzug stimmt Mirjam ein
Gotteslob an. "Und Mirjam sang ihnen vor: Singt dem HERRN, denn hoch hat er
sich erhoben, Pferd und Reiter hat er ins Meer geschleudert." (Ex 15,21)
Nach einem gelungenen Tag, an dem wir die Übergänge bewusst leben konnten,
möge es uns gelingen, zusammen mit Mirjam in das Lob Gottes einzustimmen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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