Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!

 

Weg-Wort vom 24. Juni 2020

 

Ackerling

Immer wieder erstaunt mich, wie lebensnah und nüchtern die Texte des jüdischen Tanach sind, die wir im Christentum als Altes, oder eigentlich besser als Erstes Testament bezeichnen.
Zum Beispiel der Bericht über die Erschaffung des Menschen im 2. Kapitel des Buches Genesis. Da heisst es im Vers 7, Gott habe den Menschen aus «Staub» vom «Erdboden» gebildet.
Die hebräischen Worte dafür sind «Apar» עָפָר֙ und «Adama» אֲדָמָ֔ה. Exakt übersetzt bedeutet das «Ackerkrume (Apar) vom Ackerboden (Adama)». Und das Wort für «Mensch» ist «Adam» אָדָ֗ם, was sich natürlich von Adama ableitet. Das Erste Testament sieht uns also als Ackerlinge. Wir sind Ackerstaubgestalten, denen von Gott Lebensenergie eingehaucht wurde (Genesis 2,7). Mehr nicht. Bedeutsam finde ich auch, dass «Apar» an anderen Stellen oft als Ausdruck für die Vergänglichkeit des Menschen verwendet wird. So liest man z.B. im 3. Kapitel des Genesisbuches: «Ackerstaub bist du, und zum Ackerstaub sollst du zurückkehren» (Gen 3,19).
Die göttliche Lebensenergie ist Leihgabe. Und nach 70 bis 80 Jahren (Psalm 90,10) – heute eher 80 bis 100 – atmen wir sie wieder aus.

«Unsere Tage zu zählen, lehre uns, damit wir ein weises Herz gewinnen», heisst es später im selben Psalm. Ja. Jeder Tag zählt. Jeder Moment ist wichtig. Jetzt, hier.

 

Mit freundlichen Grüssen

 

Ihre Bahnhofkirche

Foto: stanzebla, www.flickr.com

 

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