Weg-Wort vom 25. Januar 2011
Nichts Neues unter der Sonne?
Seit Milliarden Jahren hat sich in unserem Sonnensystem nichts getan. Kam
der Prediger Kohelet vielleicht deshalb zu seinem resignierten Resumee:
Es gibt nichts Neues unter der Sonne (Koh 1,9b)
Dabei legte doch die Sonne die Grundlage für einen langen und ungestörten
Evolutionsprozess! Wie dem auch sei,
der Prediger Kohelet trifft den Nerv unserer Zeit. Er stellt fest, dass das
Leben ein immer wiederkehrender Zyklus in ewig gleichen Bahnen ist. Alles
schon mal dagewesen. Und wenn ein Mensch glaubt, er habe das Rad neu
erfunden, dann muss er sich eingestehen, dass es auch dieses schon vor
seiner Zeit gab.
Kohelet ist ein abgrundtiefer Pessimist. Und trotzdem kein Welt- oder gar
Lebensverächter. Gerade weil er um die Begrenztheit und Vergänglichkeit des
Lebens weiss (der alttestamentliche Mensch kannte noch nicht den Glauben an
ein Leben nach dem Tod), will er dem Leben seinen Sinn abringen. Er fragt
sich, was der Mensch tun kann, damit er sich an seinem Leben freut. Er
betrachtet das Leben an sich und ist fasziniert von dem, was Gott geschaffen
hat. Kohelet stellt sein Vertrauen in die göttliche Weltordnung nicht
infrage. Er will herausfinden, wie das Leben geht und welches
Erfahrungswissen dabei hilfreich ist.
Welche Möglichkeiten haben wir, unser Leben so zu gestalten, dass es erfüllt
ist trotz aller Mühen und Rückschläge, trotz Leid und Ungerechtigkeit, Armut
und Krankheit?
Kohelets Antwort ist eine Empfehlung: Nütze dein Leben, freue dich an den
Gaben Gottes, denn sie sind Geschenk. Geniesse das Dasein. Leiste selbst
einen Beitrag zu deinem Glück, die Erfüllung aber liegt nicht allein in
deiner, sondern in Gottes Hand (nach Koh 2,24).
Beides zusammen, unser eigenes Bemühen und Gottes Handeln, ergeben eine
solide Basis für Lebensfreude unter der ewig gleichen Sonne.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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