Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 2. Juli 2019
Mit den Händen reden
Als junger Mann arbeitete in einem Kinderheim in Neapel. Ich hatte mich darauf vorbereitet
und so gut wie möglich Italienisch gelernt. In Neapel angekommen stellte ich fest, dass es
neben der gesprochenen Sprache noch eine reiche Sprache mit den Händen gibt.
Gleich beim ersten Essen lernte ich von den Kindern ein paar Gesten. Wenn jemand (so wie
auf dem Bild) den Zeigefinger in die Wange drückt und ihn mit einer Drehbewegung in die
Backe bohrt, dann bedeutet das: Dieses Essen schmeckt mir ausgezeichnet!
«Sich mit Händen und Füßen verständlich machen.» Diese Redewendung wird meist in dem Sinne
gebraucht, dass Kommunikation durch Gesten immer möglich ist, auch wenn man die Sprache
eines Landes nicht sprechen kann. Wir setzen voraus, dass Zeichensprache allgemein
verständlich ist. Das trifft aber keineswegs zu. Ich selber bin während meiner Zeit in
Neapel mehrmals in Fettnäpfchen getreten, bis ich verstand, dass ich die ortsüblichen
Gesten lernen musste wie Vokabeln.
Wenn jemand mir mit einer Geste sagen wollte «Komm näher zu mir!», bewegte er den Unterarm
auf und ab. Der Handrücken zeigte dabei nach oben. Ich deutete die Bewegung umgekehrt als
«Bleib da, wo du bist!».
Wenn eines der Kinder etwas angestellt hatte, fragte ich: «Warst Du das?».
Die Kinder wendeten als Antwort ruckartig den Kopf weg und schnalzten mit der Zunge. Ich
empfand diese Geste als unhöflich, bis mir jemand erklärte, das sei eine ganz normale Art
nein zu sagen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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