Weg-Wort vom 22. November 2012
Schuster bleib bei
nunsense
Mary John Mananzan, die 75-jährige Benediktinerin aus den Philippinen hat
sich wohl nie an die offizielle Version von "Schuster, bleib bei Deinen
Leisten!" gehalten.
Sie blieb bei ihren Leisten, als Sie mit streikenden Arbeitern noch zu
Marcos Zeiten auf die Strasse ging. Dazu eine Geschichte, die ich über sie
gehört habe: Als sie an einer Demonstration gegen Marcos teilgenommen habe,
habe sie ein Polizist aufgefordert, sich besser um die armen Seelen zu
kümmern, als zu demonstrieren. Sie habe ihn gefragt: "Sehen Sie hier
irgendwo Seelen herumlaufen?". Als er verneinte, meinte sie: "Sehen Sie, ich
auch nicht, ich sehe auch nur Menschen. Und bei denen muss ich sein." Dass
ihr Buch den folgenden Titel trägt "Nunsense: The Spiritual Journey of a
Feminist Activist Nun" (Nonnensinn: Der spirituelle Weg einer
feministischen, aktivistischen Nonne) wird das bestärken.
Wir bleiben als Menschen, als Geistliche besonders, bei unsern Leisten, wenn
wir Menschen begleiten, auf Augenhöhe Kontakt haben und uns immer wieder
bewusst werden, dass wir letztendlich alle Gottes Kinder sind. Und genau aus
diesem Anspruch heraus, ist es wichtig nicht alles zu schlucken, sondern
widerständig zu werden, wenn sich die einen über die andern erheben, wenn
Unterdrückung zur Tagesordnung wird.
Dass wir alle Gottes Kinder sind, heisst nicht, dass uns alles erlaubt ist
zu tun. Diese Gotteskindschaft ist Voraussetzung für die Arbeit für eine
bessere Welt, für eine gerechtere Welt. Gerade deshalb können wir vom dem
Boden ausgehen, den Christus gelegt hat: Er ist uns gemeinsam und berechtigt
dazu, überall, wo es nötig ist, Kritik zu üben:
In einem Interview mit Radio DRS hat sie besonders darauf hingewiesen, dass
es unser prophetischer Auftrag sei - ich sage, als Kirche, als Christen -auf
Missstände in unserer Welt hinzuweisen und diese helfen auszumerzen. Ob sie
noch nie den Mut verloren habe, wurde sie auch gefragt: "Nein, dann muss man
einfach mehr Mut haben!" - und lachte.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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