Weg-Wort vom 19. Februar 2010
Wenn Fasten, dann Fasten, wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn
Gerne zitierte mein damaliger Professor für Moraltheologie diese Worte der
spanischen Mystikerin Teresa von Avila. Seine Vorlesungen waren jeweils
gespickt mit Zitaten, die allesamt seine Freude am Dasein und seine Lust an
einem genussvollen Leben ausdrückten. Oft lud er uns, die studentischen
Hilfskräfte, zu sich nach Hause ein. Der Tisch war immer reich gedeckt. Er
war ein aufmerksamer Gastgeber, schenkte nach und ermunterte uns, doch
ungeniert ein zweites und drittes Mal zuzugreifen, begleitet von einem
weiteren Wort von Teresa von Avila:
Tu deinem Leib Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.
Nun meint Gutes nicht nur das Essen, sondern alles, was dem Körper gut
tut. Zum Beispiel Sport treiben, den Lieblingsbeschäftigungen nachgehen,
aber auch einmal auf der faulen Haut liegen, zärtlich und liebevoll mit sich
selber umgehen und, last but not least alles mit Genuss. Denn wer nicht
geniessen kann, wird mit der Zeit selbst ungeniessbar. Es hat lange Zeit
gebraucht, bis ich diese Worte richtig verstanden habe.
Meinem Leib Gutes tun heisst für mich, bewusster zu leben, erst recht in der
Fastenzeit. Dabei kann das Fasten helfen, denn durch freiwilligen Verzicht
halte ich inne, werde meiner selbst bewusst; ich durchbreche erstarrte
Lebensgewohnheiten, werde innerlich frei und kann herausfinden, wovon ich
besetzt war . Es ist wie mit einem grossen Glas, das randvoll ist: es tönt
nicht mehr . Erst wenn es leer ist, kann es wieder klingen, kann es neu
gefüllt werden. Vor allem mit dem Bewusstwerden dessen, was mein Leben
letztlich wirklich trägt. So hat Fasten nichts mit hungern zu tun. Fasten
ist Neuorien-tierung, Umkehr und letztlich im religiösen Sinn Hinkehr zu
Gott. Die vierzig Tage dauernde Fastenzeit gibt uns dazu Gelegenheit.
Denn, so sagte einmal der Philosoph Martin Heidegger:
Verzicht nimmt nicht, Verzicht gibt. Er gibt die unerschöpfliche Kraft des
Einfachen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch