Weg-Wort vom 22. Juli 2009
Glaube und Humor
Es ist besser zu lachen als sich zu ärgern! Nein, dieses Zitat stammt
nicht aus der Bibel! Dort steht gerade das Gegenteil: Besser sich ärgern
als lachen, denn bei trauriger Miene geht es dem Herzen gut. (Koh. 7.3) Wir
wissen heute, dass dieser abstellende Spruch von den Gegnern des Kohelets
stammt. Sie waren konservative und griesgrämige Weisheitslehrer, die er mit
seinem Buch umstimmen wollte.
Trotzdem haben Theologen von verschiedenen Konfessionen diese Worte ernst-
und aufgenommen. Sie verkündeten, so könnte man es zusammenfassen: Ein
Christ soll nicht lachen, Jesus hat auch nicht gelacht! Und als Beweis
führen diese Theologen an, dass von Jesus einige Male berichtet wird, dass
er geweint habe, jedoch kein einziges Mal, dass er gelacht habe.
Nun das bewegt Christen bis heute. Umberto Eco schreibt quasi mit dem Buch
Der Name der Rose einen Roman darüber. Die eine Seite, vertreten durch den
Mönch Jorge von Burgos, sagt: Das Lachen vertreibt dem Menschen für ein
paar Momente die Angst. Doch das Gesetz verschafft sich Geltung mit Hilfe
der Angst, deren wahrer Name Gottesfurcht ist. Und was wären wir sündigen
Kreaturen dann ohne die Angst, diese vielleicht wohltätigste und gnädigste
aller Gaben Gottes? Und sein Gegenspieler, Bruder William von Baskerville,
setzt dem entgegen: Der Teufel ist die Anmassung des Geistes, der Glaube
ohne ein Lächeln, die Wahrheit, die niemals vom Zweifel erfasst wird.
Glaube ohne ein Lächeln das finde ich grauslich. Darum gilt für mich:
Humor gehört zum Glauben, es zeichnet einen gläubigen und erlösten Menschen
aus! Martin Buber schreibt: Wenn ein Mensch nur Glauben hat, steht er in
der Gefahr bigott zu werden. Hat er nur Humor, läuft er Gefahr, zynisch zu
werden. Besitzt er aber Glaube und Humor, dann findet er das richtige
Gleichgewicht, mit dem er das Leben bestehen kann.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
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