Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 29. März 2019
Kum-pane, nicht Eigenbrötler
Eine Geschichte erzählt:
Ein Mann kaufte jeden Morgen fünf Brote auf dem Markt. Auf die Frage, warum er täglich
fünf Brote kaufe, sagte er: „Eines esse ich mit meiner Frau, zwei geben wir zurück und
zwei leihen wir aus.“ - „Wem gebt ihr zurück und wem leiht ihr aus?“ Seine Antwort:
„Unsern Eltern geben wir zurück, was sie uns in unserer Kindheit und Jugend gegeben haben,
und unsern Kindern leihen wir aus, was sie uns im Alter zurückgeben werden.“
Es gibt im Deutschen das Wort „Kumpan“ für einen Menschen, der mit mir im Alltag verbunden
ist, der mit mir so vieles teilt, was der Tag bringt. Das Wort kommt vom Lateinischen
cum-pane und bedeutet wörtlich übersetzt „mit Brot“. Ein Kumpan ist ein Weggefährte, der
mit mir durch das Brot verbunden ist, der mit mir das Brot teilt.
Auch im Französischen gibt es dieses Wort: „copain“. Es meint einen Menschen, der mir in
Freundschaft verbunden ist.
Die Geschichte von den fünf Broten ruft uns in Erinnerung, dass wir oft vom Brot der
andern gelebt haben, als Kinder, als junge Menschen oder auch als Gäste. Unsre eigene
Lebensgrundlage haben andere für uns geschaffen, unsere Eltern, Grosseltern und Vorfahren.
An uns liegt es, diesen Menschen in Dankbarkeit ihren Teil zurückzugeben, sie nicht zu
vergessen.
Wir haben eine materielle und geistige Erbschaft von unsern Vorfahren, die uns in Pflicht
nimmt, nicht nur für uns zu schauen, sondern als Brotgenossen alte und schwache Menschen
am Leben teilhaben zu lassen.
Und dann die beiden Brote, die der Mann und seine Frau ausgeliehen haben an ihre Kinder,
sind ein Hinweis, dass wir nur glücklich werden können, wenn wir Verantwortung übernehmen
für Kinder und Jugendliche in unserer Umgebung. Sie verdienen unsere Leih-Gaben. Der
Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern vom geteilten Brot. Gehen wir nicht als
Eigenbrötler in diesen Tag, sondern als Brotgenossen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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