Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 25. Juni 2021
Seesturm
Mein Vater holte bei einem Föhnsturm am liebsten das Auto aus der Garage, um nach Brunnen zu fahren. Dort stellte er sich, so nah es noch ging, ans Seeufer und schaute voll Bewunderung dem Sturm und den Wellen zu. Die weissen Schaumkronen, die Wassermassen,
die über den Schiffsteg schlugen, waren für ihn ein tolles Naturschauspiel.
Mir persönlich war es schon vergönnt bei einem Föhnsturm im Urnersee auf dem Schiff unterwegs zu sein. In Isleten konnten wir nicht anlegen, und in Brunnen ging es zum Föhnhafen statt zur normalen Anlegestelle. Es war faszinierend für mich, ich war hellwach
bei diesem Naturschauspiel.
Wir leben in stürmischen Zeiten. Wohin steuern wir unsere Welt? Klimaschutz? Menschenrechte? Menschen auf der Flucht? Stürme im Leben sind eher beängstigend als faszinierend. Und Stürme im Leben gibt es zur Genüge, das kennen Sie bestimmt auch! Ein Föhnhafen
wäre da schon toll.
Oder auch mal einfach die Erlaubnis, nicht «anlegen» müssen.
Nicht Hinschauen geht jedoch nicht! Da lassen wir uns doch eher wecken von den Stürmen der Zeit und versuchen, mit Gottvertrauen zu handeln, auch wenn unser Handeln vielleicht im Moment nur wenig zu bewirken scheint!
Von Jesus wird erzählt, dass er beim Sturm schlief, doch auch er liess sich wecken:
«Eines Tages stieg er mit seinen Jüngern und Jüngerinnen in ein Schiff und sagte zu ihnen: ‘Lasst uns ans jenseitige Seeufer fahren!’, und sie fuhren los. Auf der Überfahrt aber schlief er ein. Da kam ein stürmischer Wind auf den See herab, und sie wurden
voll erfasst und gerieten in Gefahr. Sie traten zu ihm, weckten ihn auf und riefen: ‘Meister, Meister, wir gehen zugrunde!’ Er aber, sobald er erwacht war, drohte dem Wind und den Wellen des Wassers. Und diese legten sich, und es wurde ruhig.» (Lk 8,23ff)
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich