Weg-Wort vom 24. Dezember 2008
Und es waren Hirten in jener Gegend auf freiem Felde und hielten in der
Nacht Wache bei ihrer Herde. Und ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und der
Glanz des Herrn umleuchtete sie; und sie fürchteten sich sehr.
Da sagte der Engel zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Denn seht, ich verkündige
euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird: Denn Euch wurde heute
der Retter geboren, der Gesalbte, der Herr in der Stadt Davids. (Lukas 2,
8 -11)
Wenn die Rollen für das Weihnachtspiel vergeben werden, erfahren viele
Kinder etwas über Karriere. Die Jüngsten beginnen als Schäfchen, steigen
übers Jahr auf zu Hirten oder Engeln. Wer mehrmals mitwirkt, hat dann
Chancen, die verantwortungsvolleren Rol-len der Hauptfiguren zu übernehmen.
Sobald die Kinder den blauen Schleier der Maria oder die goldenen Kronen der
Könige gesehen haben, ist es für sie kaum mehr attraktiv, ein Schäflein oder
ein Hirt zu sein.
Später als Jugendliche streben sie dann auch in Berufe, die grosses soziales
Ansehen verheissen. Um Hirt oder Schäflein zu sein, will sich kaum
einer bewerben.
Gott waren aber die Hirten wichtig. Sie wachten bei ihren Herden, als die
anderen hinter verriegelten Türen schliefen. Die Hirten hörten die Engel
jubilieren und sie beobachteten, wie der Himmel sich öffnete. Sie waren auch
im übertragenen Sinn wach. Sie vertrauten dem, was sie sahen und eilten zum
Kind.
Das Lukasevangelium weist uns mit den Hirten in der Weihnachtsgeschichte
darauf hin, dass die frohe Kunde vom Retter und Heiler zuerst an die Armen
und Geächteten dieser Welt ging. Die Botschaft erreichte jene Menschen,
deren Herz offen war und nicht mit fal-schen Erwartungen verstellt. Den
armen Hirten war es darum beschieden, das Wunder-same im neugeborenen Kind
als Erste zu erfahren.
Wir feiern Weihnachten. In der Erinnerung an die Geburt Christi hoffen wir,
dass auch et-was Gutes auf uns zukommt. Das schürt die Erwartungen vieler
Menschen in diesen Ta-gen. Ihre Herzen sind voller Vorstellungen über das,
was geschehen soll. Das verstellt leider oft die Sicht auf das Gute, das
kommt. So zieht es dann unbemerkt vorbei.
Erinnern wir uns: Das Kindlein kam im Stall zur Welt. Jesus wurde dort
geboren, wo die einfachen Menschen ihn besuchen konnten. Jesus brachte ihnen
keine Geschenke. Die Hirten aber gaben dem Kindlein, was sie bei sich
hatten. Das Geben und Teilen machte sie zu reichen Menschen und stellte sie
an die Seite der Könige. So haben sie an sich sel-ber vom Königreich Gottes
erfahren.
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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