Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
Weg-Wort vom 26. Februar 2021
Der Mähdrescher
An einem Vortrag über Pädagogik ohne Schule erzählte André Stern die folgende Geschichte, die mich berührt hat. Ich erzähle sie hier nach, wie ich
sie in Erinnerung habe.
«André Sterns kleiner Sohn hatte vom Grossvater einen Spielzeug-Mähdrescher bekommen. Das Kind war ganz fasziniert von dem Gefährt, spielte stundenlang
damit und liess sich vom Vater alle möglichen Informationen im Internet darüber zeigen.
Als die beiden eines Tages auf einer Landstrasse fuhren und an einem grossen Weizenfeld vorbeikamen, sahen sie tatsächlich einen Mähdrescher bei
der Arbeit. Natürlich war der Sohn sofort Feuer und Flamme und bat den Vater inständig anzuhalten. Da sie Zeit hatten, stellten sie sich an den Rand des Feldes und blickten der Maschine nach, die Reihe um Reihe den Weizen einsammelte.
Dabei musste das Kind so begeistert gewirkt haben, dass es dem Fahrer des Mähdreschers nicht verborgen blieb. Völlig unerwartet scherte die riesige
Landwirtschaftsmaschine plötzlich aus ihrer Reihe aus, fuhr geradewegs auf die beiden zu und hielt kurz vor ihnen an. Der Fahrer stieg aus, öffnete eine Klappe, holte eine Handvoll Weizenkörner hervor und gab sie dem Jungen in die Hand. ‘Schau’, sagte er,
‘aus diesen Körnern wird Brot gemacht. Ich wirke mit, dass die Menschen zu essen haben.’ Und er lud die beiden in die Führerkabine ein und liess sie mitfahren. Das Glück des Jungen war perfekt.»
Wie schön und berührend ist es, wenn Menschen – unabhängig von Alter und Status – sich in echter Begeisterung und Anerkennung begegnen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Bild von Thilo Becker auf Pixabay
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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